Montag, 15. September 2014

[REZENSION] Sapphique



Titel: Sapphique – Fliehen heißt leben
Originaltitel: Sapphique
Autor: Catherine Fisher
Reihe: Band 2
Seiten: 480
Preis: 19,99€
Verlag: Penhaligon
Kaufen: Sapphique
Bewertung: ♥♥♥♥♥♥♥•••

Danke an den Penhaligon Verlag und Blogg dein Buch für das Bereitstellen des Rezensionsexemplars! :)

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Er ist endlich frei, doch sein Herz bleibt gefangen.
Finn ist aus Incarceron entkommen, doch seine Freunde Keiro und Attia sind noch immer hinter dessen Mauern gefangen. In der so genannten Freiheit ist nichts so, wie Finn es erwartet hat – und beinahe zu spät wird ihm bewusst, dass sein Leben noch immer ebenso sehr in Gefahr ist wie während seiner Haft. Keiro und Attia suchen derweil nach Sapphiques Handschuh, der die Flucht aus Incarceron ermöglichen soll. Das Gefängnis selbst hat währenddessen für sich einen Körper erschaffen. Denn auch Incarceron will in die Freiheit gelangen, genau wie einst Sapphique – der einzige Gefangene, den Incarceron je geliebt hat.


Auch bei Sapphique finde ich das Cover richtig schön gestaltet. Durch die Blautöne wirkt irgendwie kalt, aber insgesamt sehr stimmig. Iich liebe den Schlüssel! (Mal wieder…) Die hübsche leicht steampunkmäßige Schrift rundet alles perfekt ab.


Die Gasse war so eng, dass Attia sich gegen eine Mauer lehnen und einen Fuß an die gegenüberliegende Wand abstützen konnte.


Nachdem Incarceron für mich doch irgendwie recht durchwachsen war, war ich sehr gespannt auf die Fortsetzung. Denn obwohl mich der teilweise recht konfuse Schreibstil der Autorin stellenweise mächtig genervt hat, lässt sich noch immer nicht von der Hand weisen, dass die Geschichte um Incarceron einfach genial und außergewöhnlich ist. Und genau deshalb wollte ich unbedingt wissen, wie es weiter geht. Und auch dieses Mal wurde ich von Catherine Fisher sehr überrascht.

Die Geschichte schließt beinahe direkt an Incarceron an. Es sind nur wenige Tage vergangen seit Finn das Gefängnis verlassen hat. Doch außerhalb ist er bei weitem nicht so zufrieden, wie er es noch innerhalb war. Er kann das Volk nicht davon überzeugen, dass er der wahre Thronerbe ist und auch Claudia fängt allmählich an zu Zweifeln. Dank seiner verlorenen Erinnerungen fällt es ihm auch sehr schwer einen Weg zu finden mit dem er beweisen kann, dass er der echte Prinz Giles ist.
Keiro und Attia hingegen befinden sich noch immer innerhalb. Sie sind auf der Jagd nach Sapphiques Handschuh, da sie sich von ihm erhoffen einen Weg nach außerhalb zu finden. Diese Suche führt zu quer durch das Gefängnis. Sie entdecken merkwürdige und auch schreckliche Dinge, erfahren aber auch von etlichen schönen Seiten.

Die Idee um Incarceron enthält unglaublich viel Stoff, den man erzählen kann. Ich denke, nur mit der Beschreibung von den Welten und dem Leben in dem Gefängnis könnte man ganze Reihen füllen. Und Catherine Fisher ist es dieses Mal auch gelungen zumindest in diesem Bereich aus den Vollen zu schöpfen.

Doch ich fange vielleicht mit den Dingen an, die mir besonders auf der Seele brennen, da sie mich in diesem Buch beinahe zur Weißglut gebracht haben. Nein, dieses Mal war es nicht dieser konfuse Schreibstil. Ich kann nicht genau sagen, ob ich mich an die Art des Schreibens gewöhnt habe, oder ob sie im zweiten Teil eindeutig besser geworden ist. Bei der Fortsetzung hat mich jedoch alles, was ich im ersten Teil diesbezüglich bemängelt habe, nur noch halb so sehr gestört.
Jedoch gab es auch dieses Mal einige Highlights, auf die ich gerne etwas genauer eingehen möchte. Das größte – und meiner Meinung nach schlimmste – ist, dass Claudia, die rothaarige Protagonistin aus dem ersten Band auf einmal offensichtlich die Kunst des Haarefärbens erlernt hat, denn auf Seite 105 kann sie Finn mit einer blonden Mähne bezirzen. Sorry, aber solche Fehler finde ich unverzeihlich. Und ich denke nicht, dass das der Übersetzerin geschuldet ist, da sich die englischen Worte für rot und blond ja nicht mal ansatzweise ähnlich sind. Okay, man könnte es noch so auslegen, dass ihr Haar rotblond ist. Aber dann kann man es auch so nennen.

Was mich bei diesem Teil jedoch am meisten gestört hat, waren die extrem schwachen oder in einem Fall extrem egoistischen Hauptfiguren. Einerseits ist da Finn, dessen Verhalten auf mich wie das eines verzogenen kleinen Görs gewirkt hat. Ständig ist er am Meckern, fällt in Ohnmacht, hat einen seiner „Anfälle“ oder spinnt vollkommen wahnsinnige Pläne. Zwar redet er andauernd davon, dass er Keiro aus Incarceron befreien muss, jedoch tut er absolut nichts dafür um das zu schaffen. Klar, wie auch? Incarceron ist übermächtig, doch hatte ich zu keiner Sekunde das Gefühl, dass er es überhaupt versucht. Die Rolle des Prinzen gefällt ihm nicht sonderlich gut und besonders hier kam für mich das rotzige kleine Gör zu Tage. Wo Finn mir im ersten Teil noch recht sympathisch war, empfand ich ihn in der Fortsetzung als extrem anstrengend.
Genauso schwach wirkte auch dieses Mal auf mich Claudia. Ihr einziger wirklich starker Moment war eine Szene, in der sie auf einen Tisch sprang und zu ihrem „Volk“ (aka ein paar Köche und Zimmermädchen) spricht. Doch gleichzeitig wirkte diese Szene auf mich so übertrieben, dass ich tatsächlich kurz lachen und sie mir als Frodo vorstellen musste, der zu seinen Gefährten spricht und ihnen davon berichtet wie anstrengend seine Reise nach Mordor werden wird.
Abgesehen von diesen Momenten legt sie in Sapphique etliche extrem egoistische Züge an, die ich ihr niemals verzeihen kann. So Claudia auf der einen Seite davon, dass sie gerne das Protokoll außer Kraft setzen möchte, damit die Menschen wieder ein normales Leben führen können, auf der nächsten Seite lässt sie einen Sack voll Federn einfach fallen, denn „irgendein Dienstbote würde sich später seiner annehmen.“ (S.60) Sorry Mädchen, aber so kann ich dir deine Selbstlosigkeit kein bisschen abnehmen. Du willst die Welt retten und schaffst es nicht mal einen Sack Müll selbst wegzubringen? Offensichtlich findest du das Protokoll ja doch nicht so doof, wie du sagst und fühlst dich in deiner Rolle als versnobbte Prinzessin ganz wohl.
Doch der schlimmste Satz, der von Claudia kam war wohl, als sie ein paar ihrer Hofdamen ins Feindeslager schickt, damit die Königin sie ausfragen kann. „Ich weiß nicht, aber immerhin werde ich nicht für ihren Tod verantwortlich sein.“ (S.353) Ernsthaft Claudia? Was haben sie dir denn am Morgen in den Kaffee gekippt?!
Die beiden Figuren, um die sich die Geschichte hauptsächlich dreht, mochte ich dieses Mal so gar nicht leiden.

Womit ich aber auch schon am Ende meiner Kritik angekommen bin.
Denn abgesehen von diesen unglaublich unsympathischen Protagonisten mochte ich den Rest des Buches außerordentlich gern. Dieses Mal hat es Catherine Fisher geschafft die Welt in Incarceron nicht nur anzuskizzieren, sondern hat in meinen Kopf wirklich fantastische Bilder gemalt.
Zumindest innerhalb hat sie eine Welt erschaffen, die besser nicht sein könnte. Genauso hatte ich es mir gewünscht.
Ich kann es nur noch einmal sagen; ihr Ideenreichtum ist scheinbar riesig und dieses Mal ist es ihr sehr viel besser gelungen mich daran teilhaben zu lassen. So spricht sie zum Beispiel von einer Stadt die ganz in Eis gehaucht ist oder erschafft eine Art feministische Bewegung, die sich ihr Leben auf unterhalb einer Brücke errichtet hat. Und das nicht auf dem Boden, sondern mitten in der Luft.
Szenen wie diese und ihre Beschreibungen haben dazu geführt, dass bei Sapphique meine Lieblingsparts dieses Mal eindeutig innerhalb waren. Man merkt, dass sie sich in dieser Fortsetzung eindeutig mehr Mühe gegeben hat die Welt im Kopf entstehen zu lassen. Oft ist es ihr sehr gut geglückt, manchmal zwitscherte da vollkommen zusammenhanglos einfach nur ein Vogel, der krampfhaft versuchte Atmosphäre zu erzeugen.
Mit dieses entstandenen Bildern in meinem Kopf konnte Catherine Fisher mich absolut begeistern.
So kam es dann auch, dass Keiro und Attia, neben dem extrem schwachen Finn und seiner noch schwächeren Claudia, besonders hervorstachen und das Buch für mich zumindest innerhalb Incarcerons zu einem echten Abenteuer gemacht haben.
Sie suchen noch immer einen Weg nach außerhalb und auf ihrer Reise quer durch Incarceron erleben sie atemberaubende Abenteuer. Ihre Szenen sind um einiges stärker und haben in mir das Gefühl hervorgerufen, dass der Focus auf diesem Buch eindeutig auf Ihnen lag. Wenn das die Absicht war und Finn und Claudia wirklich in den Schatten rücken sollten, dann ist es der Autorin wirklich gut gelungen.
Wo ich Attia im ersten Band noch nicht sonderlich leiden konnte, war sie in der Fortsetzung ein echter Lichtblick am Horizont. Zu ihr konnte ich eine intensive Verbindung aufbauen und ihre Kapitel, oder auch Keiros waren bei Weitem meine Liebsten.

Auch dieses Mal ist es der Autorin gelungen die Geschichte absolut unvorhersehbar zu machen. Zwar entwickelt man im Verlaufe der Geschichte das Gefühl man glaube zu wissen, wie es ausgehen wird, aber dann kommt es irgendwie doch ganz anders. Das macht Sapphique natürlich ungemein spannend. Man weiß nie, was hinter der nächsten Ecke hervorlugt und womit Catherine Fisher einen nun gleich wieder überraschen wird. Deshalb war auch für mich das Ende wirklich sehr unvorhersehbar. Ich bin nicht ganz sicher, ob ich es mag oder ob nicht, aber auf jeden Fall fand ich es nicht schlecht, sondern irgendwie interessant (und das nicht im negativen Sinne!). Es wirkt auf jeden Fall nach und gibt noch ein wenig Stoff zum Nachdenken. 


Die Fortsetzung ist deutlich besser gelungen als der erste Band der Reihe. Leider sind die Protagonisten extrem schwach, die Nebenfiguren machen die Geschichte aber sehr spannend und lesenswert. Vor allem ist es Catherine Fisher dieses Mal gelungen die Welt von Incarceron wirklich phantastisch zu beschreiben. Ein echtes Kopfkino! Wer Lust hat sich trotz einiger Schwächen auf eine einzigartige Idee einzulassen, der sollte auf jeden Fall zu dieser Dilogie greifen.
Von mir gibt es wegen der Mängel für Sapphique insgesamt sieben von zehn Cupcakes.


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