Sonntag, 7. September 2014

[HÖRBUCHREZENSION] Doctor Sleep



Titel: Doctor Sleep
Originaltitel: Doctor Sleep
Autor: Stephen King
Reihe: Teil 2
Spieldauer: 20 Std. 18 Min.
Sprecher: David Nathan
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Bewertung: ♥♥♥♥♥♥♥♥••

 
Seiten: 704
Preis: 22,99€
Verlag: HEYNE
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Auf Amerikas Highways ist eine mörderische Sekte unterwegs. Sie hat es auf Kinder abgesehen, die das Shining haben. Stephen King kehrt zu den Figuren und Szenerien eines seiner berühmtesten Romane zurück: Der Dreirad fahrende kleine Danny, der im Hotel Overlook so unter seinem besessenen Vater hat leiden müssen, ist erwachsen geworden. Aber die Vergangenheit lässt ihn nicht los, und wieder gerät er in einen Kampf zwischen Gut und Böse. Die zwölfjährige Abra hat das Shining. Kann er sie retten?


Ich liebe, liebe, liebe David Nathan! Wenn er ein Hörbuch liest, klingt es immer etwas, als würde Johnny Depp mir eine Geschichte vorlesen. :D
Aber abgesehen von seiner super angenehmen Stimme, liest David Nathan natürlich auch ganz ordentlich. Nicht umsonst ist er einer der besten Sprecher Deutschlands und als Spezialist in Sachen Horror und Spannung. Er liest fehlerlos und schafft es den Hörer zu fesseln, wie kein anderer. Ich kannte ihn bisher schon von anderen Hörbüchern, da dieses jedoch mein ersten von Stephen King war, bin ich jetzt vollkommen auf den Geschmack gekommen. David Nathan + Stephen King, das ist einfach perfekt.


Am zweiten Dezember eines Jahres, in dem ein Erdnussfarmer aus Georgia die Geschäfte im Weißen Haus führte, brannte das Overlook, eines der großen Urlaubshotels on Colorado, bis auf die Grundmauern nieder.


Der kleine Junge aus Shining, Danny Torrence, oder mittlerweile bekannt als Dan Torrence, ist zurückgekehrt. Mittlerweile ist er ein erwachsener Mann, alkoholabhängig und in seinem Leben an einem Punkt angekommen an dem sich eindeutig etwas ändern muss. Er ist sich dessen nur noch nicht so ganz bewusst.
Dieses zentrale Thema des Alkoholismus begleitet uns durch das gesamte Buch. Stephen King setzt sich hierbei mit seiner eigenen Sucht auseinander. Zwar begegnet man in seinen Büchern immer wieder dem Thema der Drogen und des Alkohols, aber zumindest bei allen Büchern die ich bisher kenne, ist es mir in keinem so allgegenwärtig aufgefallen, wie bei Doctor Sleep.
Dan Torrence ist am absoluten Tiefpunkt und man spürt förmlich, wie der Dreck allgegenwärt ist. Solch echten Ekel habe ich bisher selten bei einem Buch verspürt. Der Grund für sein Elend und seine Sucht ist, dass das Shining ihm von klein an zugesetzt hat. Wenn er trinkt, kann er die Stimmen ausschalten und ein scheinbar normales Leben führen.

Die zweite Protagonistin, Abra, begleiten wir von der Geburt an. Schon sehr früh zeigen sich bei ihr besondere und sehr starke Fähigkeiten, die sie zu Beginn kaum bewusst kontrollieren kann. Auch sie hat das Shining und wird damit zur Zielscheibe für eine sehr blutrünstige Gruppierung von Leuten, dem Wahren Knoten.
Das ist eine Gruppe von scheinbar unsterblichen vampirähnlichen Wesen, die sich von Steam, oder auch besonderen Fähigkeiten von Menschen, ernähren. Sie streifen in ihren Wohnwagen quer durchs ganze Land, immer auf der Suche nach dem nächsten Festmahl. Natürlich dauert es nicht lange, bis sie auch auf Abra aufmerksam werden, denn Abras Fähigkeiten sind wirklich ungewöhnlich. Mit diesen sorgt sie sowohl bei ihren Eltern, als auch beim Leser für spannende, aber manchmal auch beunruhigende Momente.
Natürlich begegnen sich die beiden Protagonisten im Laufe der Geschichte und zwischen Dan und Abra entwickelt sich allmählich eine Mentor-Schüler Beziehung. Und obwohl Dan Abra alles über das Shining beibringt, hat man das Gefühl, dass Abra Dan einiges über das Leben beibringt und sie beide von dieser ungewöhnlichen Konstellation nur profitieren können.

Ich muss gestehen, dass ich Shining nie gelesen, sondern nur mehrfach als Film gesehen haben. Deshalb kann ich nicht genau sagen, inwiefern die beiden Bücher gut miteinander verbunden sind. Vom Film zum Buch kam ich jedoch voll und ganz mit. Natürlich gab es einige Details, die noch einmal erwähnt wurden und mit denen der Bogen zum ersten Buch gespannt wurde, die ich nicht ganz zuordnen konnte, doch war die Verbindung für mich jedenfalls eigentlich insgesamt recht gut gelungen. Dennoch steht die Geschichte irgendwie für sich selbst. Thematisch ähneln sich die Bücher, aber insgesamt sind sie unvergleichbar. Es ist ein wenig, als wöllte man Äpfel mit Birnen vergleichen. Beides wächst auf Bäumen, hat aber sonst nicht viel miteinander gemein.

Zu Beginn des Buchs hatte ich allerdings echte Probleme dem Handlungsstrang zu folgen. Die ersten 3 Stunden habe ich auch deshalb gleich doppelt gehört (Was aber auch daran lag, dass zwischen dem ersten Hören und dem Fortsetzen des Hörbuches mehrere Wochen lagen). Doch was mir zu Beginn noch durch die Flut an Charakteren und Informationen und vielen verschiedenen wichtigen und auch unwichtigen Namen noch verwirrend vorkam, lief dann langsam Stück für Stück zusammen und es ergab sich ein doch recht rundes Gesamtbild. Insgesamt war ich dann ab der Mitte des Buches immer up-to-date, was die Charaktere angeht und fand sie im Nachhinein alle recht gelungen. Obwohl Dan kein Stückchen mehr an den kleinen Danny aus dem Overlook erinnert, fand ich ihn sehr sympathisch. Nach seinen Alkoholexzessen öffnet er letztendlich seine Augen und auch sein Herz und das machte ihn langsam aber sicher zu einem wirklich netten Onkel Dan.
Mein Liebling in dem Buch war jedoch Abra. Mit ihrer kindlichen Art versucht sie ihre Kräfte und die Welt zu verstehen. Manchmal kam sie mir ein wenig irre vor, aber keineswegs auf eine unsympathische Art und Weise. Für ihr Alter ist sie sehr klug und es war immer mal wieder sehr angenehm zwischen den doch recht harten und ehrlichen Passagen Dans die sanfte und liebevollere Schreibweise Stephen Kings zu erfahren.

Womit ich direkt zum Schreibstil komme. Dieser ist, wie immer bei Stephen King, schonungslos ehrlich. Jedes Detail, ob wichtig oder unwichtig wird dem Leser erzählt. Stephen King ist irgendwie der einzige Autor, bei dem ich das keinesfalls als störend empfinde, sondern als sehr angenehm. Er schafft es irgendwie jede noch so langweilig Szene als halb so langweilig zu gestalten. Wie ehrlich und direkt dieser Schreibstil ist, habe ich gleich zu Beginn des Buches zu spüren bekommen. Und zwar, als Dan nach einer durchzechten Nacht neben einem Mädchen aufwacht und aufs Klo geht. Für meinen Magen war diese Szene etwas zu direkt, sodass mir beinahe das Kotzen gekommen wäre. Aber das ist eben Stephen King und obwohl manche Szenen echt eklig sind, ist das Gesamtbild alles in allem immer doch echt genial.

Das Buch gleich insgesamt einem echten Roadtrip, der durch etliche Horroszenarien führt. Wobei der Horror bei Stephen King natürlich ein anderer ist. Ich fühle bei Stephen King nie diese Paranoia, als ob jemand gleich hinter meinem Sofa auftauchen würde, um mir den Kopf abzuhacken.
Bei Stephen King ist es eher so ein dezentes Gruseln, das einem leicht die Nackenhaare aufstellen lässt. Angenehm, aber nicht so traumatisch, dass man nächtelang nicht gut schlafen kann. Man denkt sich immer wieder, dass es eigentlich nicht schlimmer für die Figuren werden könnte und dann: Tada! Kommt noch eine Schippe drauf.
Aber genau das mag ich irgendwie an seinen Büchern. Sie sind von vorn bis hinten spannend und irgendwie schafft Stephen King es jedes Mal seine Bücher genauso enden zu lassen, wie ich es nicht erwartet hätte. Okay. Bei Doctor Sleep gibt es offensichtlich nur ein Ende, auf das alles hinauslaufen wird. Es ist zwar etwas zittrig und wirkte für mich im Vergleich zum Rest des Buches etwas dahingeklatscht, aber trotzdem erfährt man am Ende zumindest noch ein paar Details, mit denen ich jedenfalls nicht gerechnet hätte.


Insgesamt eine wirklich spannende Geschichte, die thematisch mit Shining zusammen hängt, jedoch auch ganz gut als einzelnes Werk gelesen werden kann. Die beiden Hauptfiguren Dan und Abra sind vielschichtig und jede auf ihre Art und Weise sehr sympathisch und vor allem letztere gibt der Story einen ungewöhnlich spannenden Kick. David Nathan liest das Buch wie immer perfekt und diesbezüglich gibt es nichts zu meckern.
Von mir gibt es wegen der kleineren storytechnischen Mängeln insgesamt acht von zehn Cupcakes.

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