Freitag, 13. Juni 2014

[REZENSION] Clara und die Magie des Puppemeisters



Titel: Clara und die Magie des Puppenmeisters
Originaltitel: Fire Spell  
Autor: Laura Amy Schlitz
Reihe: nein       
Seiten: 512
Preis: 14,95€
Verlag: Thienemann
Kaufen: Clara
Bewertung: ♥♥♥♥♥♥♥♥••


Unheimlich sieht er aus, der Meister der Puppen. Clara schlägt das Herz bis zum Hals. Wie von Zauberhand zieht er sie in seinen Bann. Ob sie will oder nicht, sie gehorcht ihm, als wäre sie eine seiner Puppen. Kurz darauf ist Clara verschwunden. Und mit ihr der Puppenmeister. Alle Spuren führen zu einer mächtigen Hexe...


Das Cover ist richtig schön gemacht. Es wirkt leicht magisch, mystisch und als ob man gleich eine ganz tolle Show zu bieten bekommen würde. Vor allem die Idee, dass der dunkle Schatten, der gleichzeitig den Nachthimmel Londons darstellt, aber auch die Silhouette des dunklen Puppenspielers ist, finde ich sehr gelungen. Hingegen wirkt der lieblos gezeichnete Stein, den man auf der Rückseite des Buches sieht irgendwie…lieblos eben.


Die Hexe brannte.


 

Clara Wintermute bekommt zu ihrem zwölften Geburtstag ein ganz besonderes Geschenk von ihren Eltern. Grisini wird zur Feier des Tages mit seinen Fantoccini, seinen Puppen, auf ihrer Geburtstagsfeier auftreten. Wenige Tage zuvor hatte Clara ihn zusammen mit seinen beiden Ziehkindern, Lizzie Rose und Parsefall in einem Park entdeckt und war fasziniert von der Darbietung der Puppen. Tagelang hatte sie ihrem Vater damit in den Ohren gelegen und nicht kleinbeigegeben, bis dieser schließlich dem besonderen Geschenk zugestimmt hat. Da für die Wintermutes Geld keine Rolle spielt, war es auch kein Problem Grisini mit seinem fahrbaren Puppenwagen zu einer Privatvorstellung zu überreden. Die kleine Klara weiß allerdings noch nicht, dass diese Vorstellung ihr Leben gehörig auf den Kopf stellen wird!
Parsefall und Lizzie Rose sind das genaue Gegenteil der kleinen Clara. Sie sind arm, mittellos und kennen das Gefühl von prall gefüllten Bäuchen schon viel zu lange nicht mehr. Ihre einzige Hoffnung ist Grissini, der launische angsteinflößende Puppenmeister, für den die beiden Kinder schon seit einer Weile arbeiten. Und obwohl sie ein Dach über dem Kopf haben, kümmert Grisini sich nicht sonderlich gut um sie, doch den beiden bleibt keine andere Wahl.
Diese beiden Welten prallen an Claras Geburtstag aufeinander. Die Kinder sind fasziniert vom Reichtum der Wintermutes, Clara hingegen ist von den Puppen vollkommen in ihren Bann gezogen.
Als Clara wenige Tage darauf auf mysteriöse Weise einfach verschwindet und eine merkwürdige neue Puppe in Grisinis Truhe auftaucht, beginnen allen drei langsam zu realisieren, dass sie in einem mysteriösen Abenteuer stecken.
Soviel vielleicht zum Inhalt. Die kurze deutsche Inhaltsangabe ist da ja leider nicht gerade sehr aussagekräftig…

Das Buch ist wirklich faszinierend und wieder einmal kann ich nicht glauben, wie lange es auf meinem SUB rumgegammelt hat.
Obwohl ich ein paar leichte Einstiegsschwierigkeiten hatte, weil das Buch doch etwas länger als gewöhnlich braucht, bis klar wird, wohin die Geschichte gehen soll, konnte mich das Buch ab der Mitte so sehr fesseln, dass ich die letzten 300 Seiten in einem Rutsch verschlungen habe.
Was mich sehr überrascht hat war, dass die Hauptperson des Titels, Clara, eigentlich eher eine Art dritte Hauptperson ist. Relativ am Anfang verschwindet sie und die Geschichte wird größtenteils aus der Sicht der anderen beiden Kinder, Lizzie Rose und Parsefall erzählt. Aber das hat das Buch nicht weniger liebenswert gemacht. Diese beiden Kinder sind wirklich außergewöhnlich und obwohl ich am Anfang ein paar kleinere Probleme mit beiden hatte, konnte ich sie dann doch recht schnell ins Herz schließen.
Lizzie Rose ist trotz ihrer Armut ein Mädchen, dass niemals ihren Stolz verloren hat. Sie selbst träumt von einem bessern Leben, gibt ständig darauf Acht immer schick gekleidet zu sein (was aus der Sicht anderer Menschen aber noch immer ein wenig armselig wirkt) und versucht dem jüngeren Parsefall trotz ihrer misslichen Lage immer wieder gute Manieren beizubringen.
Dieser schafft es jedoch immer wieder das gekonnt zu ignorieren. Parsefall ist ein kleiner, etwas grober Junge, der aber nicht auf den Kopf gefallen ist. Er ist fasziniert von den Marionetten und will in diesem Bereich einfach der beste sein. Er fürchtet sich zwar vor Grisini, sieht ihn ihm jedoch eine Art Idol, da dessen Fingerfertigkeit mit den Marionetten wirklich außergewöhnlich ist.
Clara spielt natürlich auch eine Rolle in diesem Buch, doch tritt sie nach ihrem Verschwinden erst recht spät wieder auf. Ihre Lage ist etwas … besonders und zwingt sie daher eher im Hintergrund zu bleiben. Von ihr erfährt man als Figur deshalb auch recht wenig, obwohl sie für die Geschichte selbst eigentlich die größte Rolle spielt. Sie konnte ich jedoch ebenfalls noch vor ihrem Verschwinden ins Herz schließen. Trotz ihrer reichen - man kann schon sagen versnobten – Eltern hat sie das Herz am richtigen Fleck. Nach dem Tod ihrer Geschwister hat sie es satt, dass es im Haus so still ist und die Trauer überall allgegenwertig ist. Aus diesem Grund ist sie ganz begeistert, als Lizzie Rose und Parsefall zu Besuch kommen. Es ist schon fast niedlich, wie sie sich um deren Aufmerksamkeit bemüht und darum, Kontakt zu ihnen herzustellen. Obwohl ich zu Beginn das Gefühl hatte, dass Clara genau wie ihre Eltern eine verwöhnte kleine Göre ist, konnte ich hier sehr schnell vom Gegenteil überzeugt werden.

Die Geschichte selbst dauert wie gesagt etwas, bis klar wird, wohin es gehen soll. Der Handlungsstrang wabert ein wenig vor sich hin, aber trotzdem konstant auf das Ziel hinaus. Hier findet man einen wirklich klassischen Spannungsbogen, auch wenn ich jetzt nicht sagen kann, dass die Spannung am Ende derart dramatisch war, dass ich schwitzige Hände bekommen habe.
Insgesamt ist das Buch sehr handzahm, obwohl es zwischendrin schon einige Stellen gibt, die etwas heftiger sind. Diese sind jedoch nur von kurzer Dauer, und ich bin sicher, dass selbst jüngeren Lesern hier keine Albträume beschert werden.
In der Geschichte steckt sehr viel mehr, als man am Anfang vermuten würde. Es gibt Magie, eine Hexe, einen Zauberer, alltägliche Probleme, jede Menge Emotionen und das alles ist verpackt in ein hübsches Abenteuer, dass insgesamt sehr liebevoll ausgearbeitet wurde. Das Ende rundet die ganze Geschichte hübsch ab und lässt den Leser mit einem zufriedenen Gefühl zurück.
Zwischen all den Reihen ist es ab und an auch mal ganz angenehm einen Einzelband zu lesen, besonders einen, der soviel zu bieten hat wie Clara und die Magie des Puppenmeisters.

Wieso gibt es von mir keine volle Punktzahl dafür, obwohl ich eigentlich nichts zu meckern habe?
Das Buch ist perfekt, irgendwie etwas zu perfekt. Zwar ist es schön, wenn man mal nichts zu meckern hat, aber trotz der ganzen fantastischen Elemente fehlte mir irgendwie das gewisse Etwas, was dieses Buch zu dem Leseerlebnis machte. Vielleicht hätten ein paar Überraschungsmomente der Geschichte gut getan, denn die Handlung ist stellenweise sehr vorhersehbar.
Aber dennoch kann ich sagen, dass das Buch für jüngere Leser, und auch für junggebliebene Erwachsene, ein besonderes Leseerlebnis ist.

 

Ein wirklich schönes Buch, dass Laura Amy Schlitz da geschrieben hat. Clara, Lizzie Rose und Parsefall sind wirklich besondere Kinder, die ich allesamt in mein Herz schließen konnte. Ihre Geschichte ist ungewöhnlich, fantastisch und sehr liebevoll ausgearbeitet. Trotzdem fehlte es für mich an dem gewissen Etwas, weshalb ich „nur“ acht von zehn Cupcakes vergebe.

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