Samstag, 14. Juni 2014

[REZENSION] Warp - Der Quantenzauberer



Titel: Warp – Der Quantenzauberer
Originaltitel: W.A.R.P.
Autor: Eoin Colfer
Reihe: Band 1
Seiten: 352
Preis: 16,95€
Verlag: Loewe
Kaufen: Warp
Bewertung: ♥♥♥♥♥♥♥♥♥♥

 

Die neue Jugendbuchreihe vom Spiegel-Bestseller-Autor der Artemis Fowl-Bücher. Ein grandioses Zeitreise-Abenteuer für Fantasy-Leser mit Humor.
Was soll es anderes sein als eine Strafversetzung? FBI-Junior-Agentin Chevie Savano wurde nach London geschickt, um im Auftrag von WARP eine merkwürdige alte Metallkapsel zu bewachen. Das war vor neun Monaten. Und seitdem sitzt sie vor dem Ding und wartet darauf, dass irgendjemand oder etwas da rauskommt. Als ein Wandspiegel mit einem Knall zerplatzt, die Deckenleuchten anfangen zu flackern und draußen eine Straßenlaterne nach der anderen explodiert, ist Chevie sofort klar, dass die Kapsel im Keller aus ihrem Dornröschenschlaf erwacht ist. Mit vorgehaltener Waffe stürmt sie die Treppe herunter und findet ... einen 14-jährigen Jungen, der aussieht, als wäre er soeben aus einem Buch von Charles Dickens gefallen.
„Der Quantenzauberer“ ist der erste Band der WARP-Reihe.
  
 

Ich kann gar nicht sagen, wie oft ich an diesem Buch einfach nur vorbeigelaufen bin. Doch bei genauerem Hinsehen stellte ich fest, das das Cover sehr viel zu bieten hat.
Durch die Prägung am Rand und dem orange-braun-silbernen Ton sieht es sehr steampunkmäßig aus. Zwar finde ich, dass die Gesichter der Figuren leider nicht sehr hübsch gezeichnet sind, aber insgesamt gefällt mir das Cover mittlerweile richtig gut. Ich habe sogar minutenlang damit zugebracht die Prägungen des Schutzumschlages beim Schriftzug und der Schrauben am Rand zu befühlen, weil diese so außerordentlich toll gelungen sind.


Zwei Flecken schwebten in den Schatten zwischen der Standuhr und den Samtvorhängen.


Der Quantenzauberer ist ein Buch, das mich wirklich überraschen konnte. Man kann schon fast sagen, es war Liebe auf den zweiten Blick.

Wie bereits erwähnt, hatte ich von diesem Buch am Anfang nicht sehr viel erwartet. Weder optisch sprach es mich auf den ersten Blick an, noch klang der Klappentext danach, als könnte es ein außergewöhnliches Buch werden. Geschichten mit FBI-Agenten klingen für mich immer nach super viel Action, Schießereien und machen mich deshalb um ehrlich zu sein nicht sonderlich an, deshalb habe ich das Buch dezent ignoriert, bis ich es dann letztendlich doch mal genauer unter die Lupe genommen habe, und zu meiner Überraschung feststellte, dass es ganz ordentliche Bewertungen bekommen hat. Also warum nicht doch einen Versuch wagen?

Die Geschichte beginnt mit der jungen FBI-Agentin Chevie, die nach einem sehr unglücklichen Verlauf eines Einsatzes nach London geschickt wurde, um hier eine Zeitkapsel zu bewachen. Sie selbst hält das natürlich für einen großen Witz und glaubt nicht daran, dass aus dieser Kapsel auch nur Irgendetwas kommen könnte.
Ihre Überraschung ist jedoch groß, als eines Tages auf einmal Riley, ein Junge aus dem Jahr 1898, herausfällt, in Begleitung eines alten Mannes, der offenbar tot ist. Riley ist gerade dem Zauberer Garrick entkommen, als dieser den Jungen zwingen wollte einen Mord zu begehen.
Garrick ist ein gewissenloser Auftragsmörder, dem es gelungen ist an Wissen über das Zeitreisephänomen zu kommen und der diese Macht für sich nutzen möchte. Doch in der Nacht, als Riley sich weigert den Mord für ihn zu begehen, werden seine Pläne scheinbar zunichte gemacht und seine Wut ist grenzenlos.
Wie genau Riley die Flucht gelang, kann sich dieser allerdings auch nicht erklären, da er noch nie von der Möglichkeit der Zeitreise gehört hat. Doch es bleibt nicht all zu viel Zeit um sich in der neuen Welt zu Recht zu finden, denn Garrick ist auf dem Weg und wird ganz sicher nicht ruhen, bis er bekommen hat was er will.

Bisher habe ich zwar von Eoin Colfer und auch von Artemis Fowl gehört, doch muss ich gestehen, dass ich bisher keinen Teil davon gelesen habe. Warp war also mein erstes Buch dieses Autors und ich muss sagen… Ich bin begeistert! Colfer schreibt sehr flüssig und er schafft es mit wenigen Worten, teilweise sehr amüsanten Vergleichen und stellenweise einer ordentlichen Prise Humor tolle Bilder zu erzählen, die die Geschichte sehr lebendig gemacht haben. Die Handlung ist komplett logisch und für jeden nachvollziehbar gestaltet, sodass bei mir bis zum Schluss keinerlei Fragen offen blieben.
Und für die Tatsache, dass ein großer Teil von Warp im viktorianischen London spielt, gibt es von mir gleich nochmal einige Pluspunkte, auch wenn hier eindeutig nicht die schöne Seite dieses Zeitalters beleuchtet wurde. Dennoch passt diese imposante Szenerie sehr gut mit der wirklich außergewöhnlichen Geschichte zusammen. Auch hier schafft es Eoin Colfer die Geschichte außerordentlich lebendig zu machen. Beinahe hat man das Gefühl zusammen mit den Charakteren durch die stinkenden und schmutzigen Gassen Londons zu streifen.
Wobei ich sagen muss, dass es in diesem schmutzigen London durchaus auch einige leicht ekelerregende Momente gab. Schonungslos wird von Knochensäcken, Blut und anderen Dingen berichtet, die mich manchmal fragen ließen, ob die Geschichte jetzt wirklich für jüngere Leser so gut geeignet ist.

Zwar behielt das Buch, wie zu Beginn bereits befürchtet, eine Menge Action bereit, doch muss ich gestehen, dass es gerade deshalb dermaßen spannend wurde, dass ich es nicht mehr aus der Hand legen wollte. Es gibt  einfach scheinbar keine einzige Atempause, denn eine spannende Szene folgt auf die nächste und man rennt förmlich durch das alte London.
Es ist faszinierend, dass man gleichzeitig das Gefühl hat in die Vergangenheit zu reisen, aber dank dieses modern entwickeltem Zeitreisephänomens wirkt alles gleichzeitig auch sehr technisch angehaucht. Hierbei spielen Quantenphysik und Wurmöcher einer große Rolle, jedoch wird alles so gut erklärt, fast schon überdetailliert, sodass man als Leser zu keiner Zeit das Gefühl hat auf dem Schlauch zu stehen.

Besonders gefallen haben mir die wirklich außergewöhnlichen Charaktere. Vor allem Chevie mit ihrem zeitweise sehr losen Mundwerk war mir von Anfang an sympathisch. Obwohl sie gegenüber dem Superschurken Garrick scheinbar machtlos ist, verliert sie dennoch nicht den Mut und schon gar nicht ihren trockenen Humor. 

„Was ist mit Professor Smart senior passiert? So weit bin ich in den Unterlagen nicht gekommen.“ Felix Smart betrachtete das Gesicht seines Vaters, während er sprach. „Er fand heraus, dass Einsteins Quantentheorie im Wesentlichen stimmt und das er ein transversibles Raum-Zeit-Wurmloch stabilisieren konnte, indem er exotische Materie mit negativer Energiedichte verwendete.“ – „Ich dachte mir schon, dass irgendwann jemand darauf kommen würde.“ (S.43-44) 

Von ihr war ich also durch und durch positiv überrascht. Trotz ihres jungen Alters wirkt sie sehr glaubwürdig und vor allem sehr taff. Zu Beginn erfährt man noch nicht all zu viel über ihre Hintergrundgeschichte, jedoch fließen hier im Laufe der Geschichte immer mehr Informationen zusammen, sodass man sich ein ganz gutes Bild von ihr machen kann.
Über die anderen Charaktere erfährt man auf Grund des Perspektivenwechsels etwas mehr. Neben Chevie sind Riley und auch Garrick die erzählenden Protagonisten. Man kann sehr deutlich zwischen der Perspektiven unterscheiden, da jeder Charakter vollkommen anders denkt, fühlt und handelt.
 Riley ist ein etwas sensibler kleiner Junge, der bisher vom Leben sehr gebeutelt wurde. Auch er ist für sein Alter schon sehr erwachsen, jedoch merkt man ihm hier und dort noch immer seine kindlichen Züge an. Dadurch wurde er für mich trotz seiner offensichtlichen Erfahrung dennoch zu einem sehr glaubhaften Charakter.
Garrick, der Superschurke ist eindeutig der Charakter, der am verkorkstesten von allen ist. Doch obwohl er eindeutig der böseste Bösewicht aller Zeiten ist, ist sein Wahnsinn so stark, dass man ihn irgendwie schon wieder mögen muss.

Die Geschichte endet mit einem deutlichen, leicht überraschenden Cliffhänger, der aber zu verschmerzen ist, da er nur noch mehr Lust auf das nächste Buch der Reihe macht.


Der außergewöhnliche Mix aus Zeitreise, Magie, sehr starken Charakteren und dieser wunderbaren Kulisse, haben Warp für mich zu einem absoluten Lesevergnügen gemacht. Nein, ich habe nichts zu meckern. Deshalb gibt es von mir zehn von zehn Cupcakes und ich bin wirklich gespannt auf die noch folgenden Bände!



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