Mittwoch, 23. April 2014

[REZENSION] Partials - Fragmente



Titel: Fragmente (Partials 2)
Originaltitel: Fragments
Autoren: Dan Wells
Reihe: Band 2
Seiten: 576
Preis: 19,99€
Verlag: ivi
Kaufen: Fragmente
Bewertung: ♥♥♥♥♥•••••
 

Nach Aufbruch der neue futuristische Thriller um das Schicksal der letzten Menschen im Kampf gegen die Partials. Die junge Kira hat ein Mittel gegen die Seuche RM gefunden - doch der Kampf ums Überleben hat für die Menschen und die Partials erst begonnen ... In ferner Zukunft wurde die Menschheit durch den Isolationskrieg fast vollständig vernichtet - besiegt von den Partials, künstlichen Kriegern, die die Menschen selbst erschaffen hatten. Eine der letzten Überlebenden ist Kira Walker, die erfahren hat, dass sie selbst ein verhängnisvolles Erbe in sich trägt, von dem sie nichts ahnte. Auf der Suche nach ihrer eigenen Herkunft muss sie sich ausgerechnet auf die Hilfe zweier Partials verlassen - Samm und Heron, die als Einzige ihr Geheimnis kennen. Kiras Weg führt sie durch das verwüstete Land, das der Isolationskrieg aus dem nordamerikanischen Kontinent gemacht hat - und dort wird sie dem schrecklichsten Feind begegnen, den die Menschheit je gekannt hat ...


Das Cover ähnelt vom Aufbau her sehr dem des ersten Bandes. Man sieht dieses Mal eine verwaiste Landschaft, die einen engen Bezug zur Geschichte hat. Die Farben sind dieses Mal in türkis und blau gehalten. Ich habe mich sogar selbst dabei erwischt, wie ich das Bild minutenlang angestarrt habe, weil es so super realistisch wirkt und es so viele kleine Details zu entdecken gibt. Es passt auch dieses Mal perfekt zur Story und mir gefällt es. :)


 „Trinken wir auf den besten Offizier in Neu-Amerika“, sagte Hector.
 

Kira, Kira, Kira… Ich weiß nicht so recht, was ich von diesem zweiten Teil halten soll…

Unsere Protagonistin hat nach dem letzten Band auf eigene Faust East Meadow verlassen und will nun, nachdem sie erfahren hat, dass sie selbst ein Partial ist, allein das Land durchqueren, auf der Suche nach ihrer Identität. Währenddessen sind die Partials und auch Doktor Morgan auf der Suche nach Kira, die offenbar eine Besonderheit ist und die unbedingt erforscht werden muss. Sie erhoffen sich ein Heilmittel gegen das Verfallsdatum zu finden. Morgan scheint übermächtig zu sein und keine Skrupel zu zeigen. Nach kurzer Zeit haben die Partials bereits East Meadow besetzt und hier sind die Einwohner nun ihrer strengen Kontrolle ausgeliefert.
Kira jedoch bekommt von all dem nicht allzu viel mit, da sie schon vor einiger Zeit ihren alten Wohnsitz verlassen hat. Ihre Reise führt sie als erstes nach Manhattan wo sie auf den psychisch labilen Afa trifft – ein Mann, der früher Mal ein IT Genie war und der ihr dabei helfen könnte die Computer von ParaGen zu knacken, in denen sie sich erhofft genauere Hinweise auf das Verfallsdatum, ihre Besonderheit und natürlich auch auf RM zu finden.
Hier beginnt Kiras Odysee durch Amerika. Auf ihrer Reise trifft sie später auch auf ihre alten Bekannten Samm und Heron, die sie natürlich begleiten, da auch sie sich Antworten erhoffen.

Ab diesem Moment beginnt das Buch leider stark abzuflauen. Es wirkt nun wie ein Reisebericht durch eine zerstörte Zukunft, in dem nur selten die Post abgeht. Immer wieder werden wir mir Ortschaften konfrontiert, scheinbar endlosen Aufzählungen von Städten durch die diese kleine Gruppe reist. Alles ist zerstört und nirgendwo scheint es mehr Leben zu geben. Nachdem die Gruppe jedoch ein paar Tage unterwegs gewesen ist, habe ich es für meinen Teil aufgegeben mir zu merken wo genau sie nun sind, weil ich mit den Städten sowieso nichts anfangen konnte. Im Endeffekt ist alles gleich – alles kaputt, überall steht Wasser. Und wenn Dan Wells dann wieder mit seinen tollen Aufzählungen begonnen hat, wie „…vom Vorort Nieween, dann kam Lawrence, Watkins und Watkins Farm und so ging es endlos weiter.“ (S.428), dann war mir das herzlich egal.
An sich ist es eine super Sache, wenn man die Orte kennen würde, doch wurde man hier als Leser so von Namen überflutet, dass man auf jeder zweiten Seite zu Google Maps hätte gehen müssen, um überhaupt mitzukommen.
Während dieser ganzen Reise passiert auch leider nicht sonderlich viel, sodass ich fast erleichtert war, als das Szenario zu Marcus oder Haru switchte, bei denen die Geschichte selbst zwar sehr viel weniger detailliert und ausgeprägt beschrieben wurde, aber immerhin geschah hier wenigstens etwas.

Auch dieses Mal konnte man an Kiras Gedankenwelt teilhaben,  jedoch drehte sich diese irgendwie immer nur im Kreis. Immer wieder schneidet sie dieselben Themen an, kommt aber einfach nicht weiter oder bricht die Gedanken genauso schnell wieder ab, wie sie gekommen sind.

„ „Dabei weiß ich genau, dass ich mir etwas vormache“, dachte sie. „Wenn es hart auf hart kommt, dann rette ich mich selbst.“ Sie bekam Gewissensbisse, und ihr wurde fast übel, als sie daran dachte. Schon deshalb schob sie diesen Gedanken lieber beiseite.“ (S.428)

Dass der Gedanke sehr schnell beiseite geschoben wird, habe ich in diesem Buch sehr oft gelesen. Deshalb wirkten für mich diese angeschnittenen Gedanken leider nur wie Lückenfüller, als ob man eine eigentlich kurze Geschichte so lang wie möglich ausdehnen wöllte. Dabei war es doch genau das, was Kira Walker für mich ausgemacht hat. Ihr Mut und ihre komplexen intelligenten Gedanken, mit denen sie die Welt erforschen will.
Erschwerend kam noch ein eigentlich winziges Detail hinzu, das mich an diesem Buch unglaublich gestört hat, weshalb ich mittlerweile Kira Walker leider nicht mehr ernst nehmen kann. Ich weiß, es ist etwas übertrieben, aber auf Grund der Tatsache, dass dieses Detail immer wieder im Laufe der Geschichte aufgetaucht ist, konnte ich es auch nicht mehr so schnell vergessen.
Man stelle sich bitte vor: Kira ist 16, hat als eine der Schnellsten eine Ausbildung in Medizin absolviert, hat ein Heilmittel für RM gefunden, läuft alleine durch ein zerstörtes und verseuchtes Amerika, hat keine Angst vor den Paritials, die ihre gesamte Bevölkerung fürchtet und dann kommt sie tatsächlich auf die Idee den Pferden auf denen sie mit Samm, Heron und Afa unterwegs ist Namen zu geben. An sich niedlich.
Aber sie nennt die Pferde Dug, Galgentrick, Buddy und Bobo.
ERNSTHAFT?! Für die die sagen „Ja, das ist im Englischen bestimmt ganz anders!“.
Nein. Es hat mich einige Zeit gekostet im Buchladen im englischen Teil genau die Seite ausfindig zu machen, in der sie den Pferden Namen gibt. Ich hatte selbst die Hoffnung, dass es im Englischen anders wäre und hier nur jemand die Übersetzung verkackt hat. Aber nein, im Englischen heißen die Pferde Dug, Oddjob, Buddy und Bobo.
Auch wenn Kira die Namen an Freunde aus ihrer Kindheit erinnern. Wieso? WIESO??? Für mich ist das nicht mal ein witziges Detail, da es keinesfalls witzig geschrieben ist, sondern für mich hat Kira dadurch einfach jede Menge Respekt verloren, den sie leider auch während dem restlichen Verlauf der Geschichte nicht wieder gewinnen konnte…
Im dritten Teil muss Kira für mich eindeutig wieder mehr an Charakter gewinnen, damit sie wieder zu der tollen Protagonistin wird, wie sie es im ersten Band war.

Ich persönlich habe Dan Wells gerade eben erst als Autor für mich entdeckt und bin begeistert von seinem scheinbar nüchternen, aber dennoch detaillierten Schreibstil, der mir teilweise den Atem raubt und teilweise Wissen vermittelt, ohne das es sich anfühlt als würde ich ein Schulbuch aufschlagen. Aber dieser Zweite Teil war für mich nichts anderes als ein gigantischer Reisebericht, der mich leider nicht wirklich fesseln konnte.
Da hilft es leider auch nicht, dass der Titel Fragmente lautet, also ein Teil von etwas. Leider hatte ich nicht das Gefühl, dass ich hier nur Bruchstücke erfahre, sondern viel zu viele Details, die mich leider gar nicht interessiert haben. Hierbei kam es leider auch zu einigen Szenen, in denen ich mich fragte, wo genau hier der Sinn stecken soll:

„Wir gehen hinaus zum Highway neunzig. Er ist gebührenpflichtig, aber ich habe ein paar alte Münzen dabei.“ (S.263)

Das gesamte Land ist zerstört und ihr wollt wirklich bei einer Highway-Kontrollstelle Gebühren zahlen? What?!

Zwischen diesen Stücken erfährt man immer wieder Brisantes dazu, wie es zu dem Partialkrieg und allem kam und diese Szenen haben es wirklich in sich. Leider sind sie jedoch viel zu kurz und viel zu selten. Die Story und auch Kiras Reise schleicht nur so vor sich hin und ich fühlte mich oft bereits nach nur einem Kapitel schon wieder gelangweilt und hatte oft eigentlich gar keine Lust weiter zu lesen.
Am Ende jedoch geht es dann Schlag auf Schlag. Mit mehreren lauten BÄMS! werden Fakten auf Fakten geliefert, die überraschend und teilweise auch erschreckend sind. Schlagartig erfährt man sehr viel über die Partials, über ihre Geschichte und hier konnte mich das Buch wirklich überraschen. Die Hintergründe konnte ich so nicht vollständig vorhersehen.
Ich muss ganz ehrlich sagen, wenn die letzten 150 Seiten nicht derart intensiv gewesen wären, hätte dieses Buch von mir eine verdammt schlechte Bewertung bekommen. Aber dieses Ende hat es dann irgendwie rausgerissen. Hier hatte ich dann auch endlich wieder das Gefühl, dass die Charaktere endlich alle wieder so handeln, wie ich es von ihnen erwartet habe.
 

Fragmente ist im Vergleich zu Aufbruch eine wirklich ruhige, fast schon langweilige Fortsetzung und konnte mich nach einer langen Odysee quer durch Amerika leider erst am Ende begeistern. Man erfährt viele Details rund um die Entstehung der Partials und es werden viele Fragen beantwortet. Es wäre jedoch schon gewesen das alles in eine spannendere Verpackung zu stecken. Leider hat mich dieses Mal die Protagonistin sehr enttäuscht und ich kann nur hoffen, dass der dritte Band auf beiden Seiten noch mit einigen Überraschungen aufwarten kann.
Da das Buch insgesamt im Vergleich zum Vorgänger ziemlich fad, aber alleinstehend immer noch ein gutes Mittelmaß war, gibt es von mir insgesamt fünf von zehn Cupcakes.



1 Kommentar:

  1. Oh, ich hasste langatmige Bücher und Band 1 steht noch ungelesen in meinem Regal...! Dabei klingt das Ganze so interessant. Nun warte ich wohl doch noch ab, wie diese Reihe weiter geht. Eine sehr schöne und ausführliche Rezi übrigens.
    Dankeschön. =)

    Ganz liebe Grüße
    Katie♥

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