Samstag, 1. Juni 2013

[REZENSION] Verflucht



Titel: Verflucht
Originaltitel: The Near Witch
Autor: Victoria Schwab
Genre: YA Fantasy
Seiten: 320
Preis: 12,99€
Kaufen: Verflucht
Bewertung: ♥♥♥♥♥♥♥•••


Schau der Hexe nicht in die Augen!
Das Moor, das gleich hinter ihrem Haus anfängt, hat die 16- jährige Lexi schon immer als Bedrohung empfunden. Ebenso die Geschichten von der Hexe, die dort seit Urzeiten leben soll … Als ein fremder Junge im nächtlichen Nebel vor ihrem Fenster auftaucht, ahnt Lexi, dass etwas Unheimliches geschehen wird. Und tatsächlich: Etliche Kinder aus dem Dorf verschwinden spurlos. Ihre Eltern verdächtigen schon bald den fremden Jungen, der wie ein Spuk mal hier, mal da erscheint. Doch Lexi weiß, dass etwas anderes dahintersteckt – etwas, das aus dem Moor kommt …


Das Cover von Victoria Schwabs Debütroman überzeugte mich sehr schnell davon, dass es sich lohnt den Klappentext zu lesen und dieser wiederum überzeugte mich noch schneller, dass es sich durchaus lohnen würde das Buch zu kaufen. Als Modebegeisterte bin ich natürlich allein schon wegen dem Kleid von dem Cover hingerissen. In Kombination mit den knallig orangefarbenen Haaren macht das Titelbild so wirklich einiges her! Und die düstere Stimmung auf dem Bild gibt einen guten Vorgeschmack auf die Geschichte selbst.

  
Es knackt kurz, zischt, schlägt Funken.


Victoria Schwab ist es mit „Verflucht“ gelungen einen Roman zu schreiben, dessen düstere Atmosphäre sich gekonnt durch das ganze Buch gewebt hat und ihm ein wahnsinnig schaurigen Unterton verleiht, der zeitweise etwas Gänsehaut verursacht hat.
Ich muss ehrlich sagen, dass ich zu Beginn des Buches etwas durcheinander war, auf Grund der fehlenden Zeitangabe. Auf Grund des Settings war mein erster Gedanke, dass es sich wahrscheinlich eher um eine Geschichte die, typisch für Hexengeschichten, eher mittelalterlich angehaucht ist. Doch nachdem man die ersten Charaktere kennen gelernt hat, die so gar nicht typisch mittelalterlich wirken – abgesehen von dem typisch altmodischem Frauenbild - war ich verwirrt, in welcher Zeit das Buch nun genau spielen soll. Bis zum Ende blieb diese Verwirrung bei mir vorhanden, dennoch hat es der Geschichte an sich nicht geschadet, weil ich an sich von dem Setting und von den Menschen ein klares Bild gezeichnet bekam. Nur die genaue Zeitangabe blieb mir schleierhaft.
Der gesamte Roman selbst ist zwar spannend geschrieben, allerdings nicht diese Spannung, wo man sich am liebsten auf den Fingernägeln herumkauen möchte und bei jedem noch so kleinen Geräusch zusammenzuckt. Viel mehr entsteht die Spannung hier durch die durch und durch düstere Atmosphäre, die Victoria Schwab wirklich ausgezeichnet herübergebracht hat. Ihre bildhaften Beschreibungen hauchen dem Moor rund um das kleine Dorf Near wahres Leben – und auch einen wahren Schrecken ein. Man konnte sich die kleine Hütte der Schwestern, den Dorfplatz, oder die einzelnen Gebäude im Dorf sehr gut ausmalen. Ihre bildhaften Umschreibungen waren für mich das, was diese dezent eingewebte Düsternis von Anfang bis Ende getragen haben.
Ein wenig irritiert war ich allerdings auch dieses Mal davon, dass die Autorin sowohl in der Ich-Perspektive, als auch im Präsens geschrieben hat. Für mich ist das um ehrlich zu sein immer noch etwas komisch und ungewohnt, obwohl es nicht unbedingt selten vorkommt. Aber wer sich daran ebenso wie ich ein wenig gestört fühlt, der sollte dies vielleicht beachten. Um ehrlich zu sein, kann ich nicht einmal genau sagen, wieso es mich so stört. Eigentlich sollte man sich gerade bei dieser Form besonders ins Geschehen hineinversetzten können, aber irgendwie hat es bei mir leider immer genau den umgekehrten Effekt. Vielleicht liegt es daran, dass ich mich dadurch immer ein wenig „gezwungen“ sehe, mich in die Person hineinzuversetzen, ob ich nun will, oder nicht…? Ich habe leider keine Ahnung, aber auf jeden Fall ist das nicht mein Ding. Aber unumstritten ist das natürlich auch reine Geschmackssache.

Aber zurück zur Geschichte: Es wird sehr viel mit wörtlicher Rede und dem Erzählen von weiteren Geschichten gearbeitet. Rund um Near gibt es etliche Legenden, die dem Leser teilweise vorgetragen werden und dem ganzen Dorf eine noch düstere Stimmung verleihen. Dadurch entsteht ein sehr rundes Gesamtbild von dem Near, was die ganze Geschichte sehr glaubhaft macht. Es fühlt sich beinahe so an, als würde Near wirklich irgendwo existieren, nur weiß leider kein Mensch davon.

Auch die Charaktere wurden von Victoria Schwab sehr lebendig ausgearbeitet. Lexi, die Protagonistin hat - abgesehen von ihrem Namen, der für mich so absolut gar nicht in die Geschichte passt, weil er für mich ziemlich modern klingt - bei mir im Verlauf der Geschichte sehr viele Sympathiepunkte gesammelt. Zwar wächst sie in einem Dorf auf, dessen Frauenbild sehr rückschrittlich ist, dennoch legt sie ein Verhalten an den Tag, was wiederrum sehr modern ist (und sogar zu ihrem Namen passt). Sie hat von ihrem Vater das Fährtenlesen beigebracht bekommen, kann Holzhacken und liebt alles andere mehr, als ihrer Mutter beim Brotbacken zur Hand zu gehen. Sie setzt sich gegen die Männer der Geschichte zur Wehr und versucht das Rätsel auf eigene Faust zu lösen, ungeachtet dessen, was man von ihr halten wird.
Cole hingegen ist der mysteriöse Fremde, der das Dorf besucht. Er ist sehr distanziert, zurückhaltend, und es dauert sehr lange, bis er sich Lexi schließlich anvertraut. Doch selbst dann wirkt er noch immer in sich gekehrt und verunsichert. Man lernt ihn nur sehr langsam kennen, und erfährt auch erst sehr spät, welches Geheimnis ihn umgibt.
Er und Lexi begeben sich gemeinsam auf die Suche nach der Spur der vermissten Kinder und kommen sich dabei etwas näher. Allerdings ging mir die Beziehung, trotz der besonderen Umstände, zwischen den Beiden etwas zu schnell. Man hatte wirklich das Gefühl, dass dieser Punkt jetzt schnell geklärt werden müsste, egal ob der Leser das jetzt versteht oder ob nicht. Allerdings rückt diese Liebesgeschichte nicht allzu sehr in den Vordergrund und wirkt dadurch nicht so präsent, dass dieser Umstand ihrer schnellen Gefühlsentwicklung die Geschichte massiv stören könnte.

Doch so gut die ganze Umgebung und die ganze Geschichte ausgearbeitet war, fehlte es mir bei dem Ende dann doch irgendwie leider etwas an der nötigen Würze. Die ganze Zeit über habe ich darauf gewartet, dass es gleich richtig krachen würde. Und immer mal wieder hatte ich das Gefühl, dass der Moment JETZT endlich gekommen ist, doch dann war er es doch nicht und der eigentliche große Showdown ging mir dann irgendwie viel zu schnell vorbei. Es lässt sich merkwürdig beschreiben, was genau ich meine, ohne zu spoilern. Auf jeden Fall erschien mir die Auflösung von allem zwar nicht unglaubhaft oder irgendwie verwirrend, dafür aber erschien mir der Moment, in dem alles endlich vollständig gelöst wurde, viel zu schnell vorbei zu gehen. Das fand ich wirklich sehr schade.


Victoria Schwabs Debütroman ist düster und wird durch seine bildhaften Umschreibungen sehr lebendig.  Nachdem die Geschichte einmal ins Rollen kam, flogen die Seiten nur so dahin und jede Neue Seite fesselte mich genauso wie die Letzte. Die düstere Ausarbeitung der Umgebung und die sympathischen Charakteren haben mich sehr schnell über die kleineren Mankos der Geschichte hinwegsehen lassen. Lediglich das Ende ließ mich etwas unbefriedigt, weshalb das Buch insgesamt von mir „nur“ sieben von zehn Cupcakes bekommt.


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