Samstag, 3. Mai 2014

[REZENSION] Letztendlich sind wir dem Universum egal



Titel: Letztendlich sind wir dem Universum egal
 Originaltitel: Every Day
Autor: David Levithan
Reihe: nein       
Seiten: 400
Preis: 16,99€
Verlag: FJB
Kaufen: A
Bewertung: ♥♥♥♥♥♥♥♥♥
 

Jeden Morgen wacht A in einem anderen Körper auf, in einem anderen Leben. Nie weiß er vorher, wer er heute ist. A hat sich an dieses Leben gewöhnt und er hat Regeln aufgestellt: Lass dich niemals zu sehr darauf ein. Falle nicht auf. Hinterlasse keine Spuren.

Doch dann verliebt A sich unsterblich in Rhiannon. Mit ihr will er sein Leben verbringen, für sie ist er bereit, alles zu riskieren – aber kann sie jemanden lieben, dessen Schicksal es ist, jeden Tag ein anderer zu sein?
Wie wäre das, nur man selbst zu sein, ohne einem bestimmten Geschlecht oder einer bestimmten Familie anzugehören, ohne sich an irgendetwas orientieren zu können? Und wäre es möglich, sich in einen Menschen zu verlieben, der jeden Tag ein anderer ist? Könnte man tatsächlich jemanden lieben, der körperlich so gestaltlos, in seinem Innersten aber zugleich so beständig ist?

 

Um ehrlich zu sein finde ich das deutsche Cover sehr gewöhnungsbedürftig. Die Gesichter sind nicht sonderlich hübsch gezeichnet, aber erzielen ihre Wirkung. Sie sehen sich alle irgendwie ähnlich, irgendwie auch nicht, genauso wie es sich für A anfühlen muss. Erst wenn man den Schutzumschlag abnimmt, sind einige Gesichter farblich abgehoben – die Besonderheiten, mit denen er in diesem Roman vertraut wird. Nach dem zweiten Blick mag ich das deutsche Cover also ganz gern.
Der deutsche Titel hingegen gefiel mir von Anfang an richtig gut! Da stinkt der langweilige englische Titel „Every Day“ irgendwie ab. :D

 

Ich werde wach.

 

Ein Buch mit einer grandiosen Idee, die mich von der ersten bis zur letzten Seite begeistert hat, und nur einige kleine Schwächen aufweist.
Bei Letztendlich sind wir dem Universum egal habe ich es geschafft vollkommen unvoreingenommen mit der ersten Seite zu beginnen. Ich hatte es bereits vor einiger Zeit auf Englisch entdeckt, dann aber recht schnell realisiert, dass es in wenigen Wochen bereits auf Deutsch erscheinen wird und gedacht, dass ich die paar Wochen auch noch warten könne.
Ohne auch nur eine einzige Rezension zu lesen hat mich schon die Kurzbeschreibung sehr begeistert. Eine Geschichte, in der einer Person jeden Morgen in einem anderen Körper aufwacht? Wow! Was da wohl für Komplikationen auftreten können, wenn man jeden Tag mit einem vollkommen neuen Leben klar kommen muss, jeden Tag aufs Neue immer neue Menschen kennen lernen muss, von denen man weiß, dass man sie sowieso nach einem Tag nicht mehr wieder sehen wird? Ich war begeistert und konnte es kaum erwarten das Buch zu lesen.
Zu Beginn wurde ich allerdings gleich etwas enttäuscht. A ist sechzehn Jahre alt und lebt bereits seit seiner Geburt dieses Leben. Bei ihm hat sich eine gewisse Routine eingeschlichen, wie er mit den immer wieder so unterschiedlichen Leben umgeht.
Er kann sich weder aussuchen, in welchen Körper er kommt, noch kann er verhindern, dass er diesen nach 24 Stunden wieder verlässt. Egal ob Junge oder Mädchen, A bleibt keine Wahl, er selbst ist geschlechtslos. Gerade das hat mir anfangs etwas gedanklich etwas Schwierigkeiten bereitet, aber A geht so vollkommen natürlich und selbstverständlich damit um, dass ich mich sehr schnell in ihn und sein Gefühlsleben einfinden konnte.
Auch kann er sich nicht aussuchen, wo er jeden morgen aufwacht. Während der Geschichte wird zwar klar, dass A offenbar immer in einen Körper in der Nähe wandert, der ungefähr seinem Alter entspricht - denn A scheint auch wie normale Menschen zu altern und kann deshalb nur gleichaltrige Köper besetzen - aber wunderte es mich etwas, dass er sich offenbar im Kreis bewegt und nicht in eine bestimmte Richtung, oder kreuz und quer.
Jeden Morgen wacht er auf und stellt als erstes Abfragen an sein Gehirn, wo er Informationen über Name, Vorlieben, Krankheiten und Erinnerungen der jeweiligen Menschen erhält. Er kann jedoch nicht auf die Gefühlswelt der Menschen zugreifen, die er für diesen einen Tag „besetzt“. Er versucht jeden Tag aufs Neue ihr Leben nicht vollkommen auf den Kopf zu stellen und möglichst keine Spuren zu hinterlassen. Dies ändert sich jedoch, als er auf Rhiannon trifft.
So stolpern wir gleich direkt ins Geschehen und A lernt sie gleich an unserem ersten Tag, für ihn Tag 5994, kennen. Er steckt im Körper ihres Freundes, Justin. Rhiannon tut A bereits nach wenigen Minuten einfach nur leid, weil sie so offensichtlich in Justin verliebt ist und alles für ihn tun würde, er aber nur gleichgültig und ziemlich desinteressiert daher kommt. Obwohl A sich bisher immer so fleißig an seine Regeln gehalten hat, möchte er dieses Mal eingreifen. Er möchte ihr gerne einen der schönsten Tage in ihrem Leben schenken und fährt mit ihr einfach spontan ans Meer, wo sie mehrere schöne Stunden erleben. Ohne es zu merken verliebt A sich in das herzensgute Mädchen und seit langem bereut er es wieder einmal, dass er am Ende des Tages aus dem Körper ihres Freunde verschwinden und Rhiannon verlassen muss. Es entsteht eine sehr zarte Liebesgeschichte, die dank der Umstände äußerst kompliziert und verzwickt ist.

Ich fand es wirklich schade, dass A bereits diese Routine besaß. Er hat aufgehört zu hinterfragen, wieso er jede Nacht in einen anderen Körper springt und wo der Sinn hinter diesem Ganzen liegt. Somit gab es nur wenig spannende Komplikationen in der Geschichte, abseits der Tatsache, dass A sich zum ersten Mal richtig verliebt hat. Zwischendurch wachte er in einigen Körpern auf, die ihm vollkommen unvertraut waren und wo er seine Routine über den Haufen werfen musste um den Alltag zu überstehen und für mich waren dies die spannendsten überhaupt. Wenn A, bevor die Geschichte begonnen hat, ein wenig weniger von dieser Gewohnheit besessen hätte, wäre das für mich das Tüpfelchen auf dem I gewesen.
Doch wenn es um Rhiannon geht, wird das ganze dann etwas spannender, denn er beginnt wieder zu Fragen, wohin das alles führen soll. Gleichzeitig kommt auch immer wieder die Frage auf, ob A seine Bedürfnisse über die der geborgten Körper stellen darf. Wo er zu Beginn noch recht streng auf seine Regeln bestanden hat, beginnt er nun allmählich immer mehr auszubrechen und die Leben der Körper auf den Kopf zu stellen.

Insgesamt ist die Geschichte unglaublich schön und gefühlvoll geschrieben. Die Idee ist ungewöhnlich, aber hat sehr viel Potential und dies wurde auch zum Teil sehr gut ausgeschöpft. Jeder hat sich sicher schon einmal die Frage gestellt, wie es wäre in einem anderen Körper zu sein. A hingegen fragt sich, wie es wäre nicht jeden Tag in einem anderen Körper zu sein. Er selbst weiß gar nicht wie es ist eine echte Familie zu haben, echte Freunde, ein echtes Leben, denn er kennt nur das seine, welches so ungewöhnlich ist, wie man es sich gar nicht vorstellen kann. Hier wird das Thema des Andersseins auf eine ganz außergewöhnliche Art und Weise aufgenommen und ich für meinen Teil habe eine solche Geschichte noch nie vorher gelesen. Die ganze Situation wirkt so verzwickt, aber gleichzeitig so schön, dass ich auf den ganzen 400 Seiten nicht recht wusste, ob ich lächeln oder lieber weinen sollte. Es scheint einfach keine Lösung zu geben, die alle Personen glücklich machen könnte, Rhiannon, A und natürlich auch mich als Leser.

Umso interessanter war dann für mich das Ende. Hier bleiben etliche Fragen offen, mit denen man als Leser alleine zurückgelassen wird und die dazu anregen das Ganze immer und immer wieder zu durchdenken. 

Es wird zwar eine Geschichte geben, die alles aus Rhiannons Sicht beschreibt, aber stellt diese keine Fortsetzung dar. Für mich ist dieses Ende trotz der vielen Fragen ein ziemlich rundes und ich hätte es irgendwie schade gefunden, wenn hier nicht soviel offen bleibt, dass man die Geschichte selbst ein wenig weiter spinnen kann. Andererseits wäre ich auch nicht enttäuscht, wenn es eine „richtige“ Fortsetzung der Geschichte geben würde.
  

Letztendlich sind wir dem Universum egal ist eine wirklich beeindruckende und interessante Geschichte mit einer innovativen Idee, die mich sofort in ihren Bann gezogen hat. Sehr gefühlvoll wird hier vom Anderssein erzählt und von einer zarten Liebe, die versucht das zu überstehen.
Ich gebe dem Buch wegen der kleineren Schwächen ein Cupcake Abzug, aber immer noch starke neun von zehn Cupcakes.



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