Mittwoch, 28. August 2013

[REZENSION] Mein Herz zwischen den Zeilen




Titel: Mein Herz zwischen den Zeilen
Originaltitel: Between the lines
Autoren: Jodi Picoult & Samantha van Leer
Genre: Fantasy
Seiten: 286
Preis: 14,99€
Kaufen:  Mein Herz zwischen den Zeilen
Bewertung: ♥♥♥♥♥♥♥♥♥



»Hilf mir« - Deliah kann es kaum fassen, als sie diese Nachricht in ihrem Lieblingsbuch findet. Offensichtlich hat Oliver, der umwerfend gut aussehende Prinz der Geschichte, die Bitte speziell für sie hinterlassen. Und tatsächlich: Schnell stellen die beiden fest, dass sie über die Grenzen der Buchseiten hinweg miteinander sprechen können. Doch das reicht ihnen schon bald nicht mehr aus. Oliver ist schon lange genervt von seinem Märchen, das er immer wieder durchspielen muss, sobald ein Leser das Buch aufschlägt. Und er findet Gefallen an Deliah, die so anders ist als die langweilige Prinzessin Seraphima, die er sonst immer küssen muss. Da ist es doch klar, dass er endlich zu ihr will! Und Deliah: Die hat sich längst Hals über Kopf in ihren Märchenprinzen verliebt. Und ist begeistert von der Idee, Oliver aus dem Buch herauszuholen. Doch wie können die beiden es schaffen, die Grenzen zwischen ihren so unterschiedlichen Welten zu überwinden?
Zusammen mit ihrer Tochter Samantha hat diebekannte Bestseller-Autorin Jodi Picoult einen Liebesroman geschrieben -mitreißend, märchenhaft, unwiderstehlich!
 

Ich mag das Cover echt richtig gern! Vor allem weil es in meinen Lieblingsfarben gehalten ist – rosa, türkis und lila! Die Idee mit dem Kartenmotiv ist auch richtig schön – das Einzige, was mich stört ist diese zwinkernde Delilah… Insgesamt wirkt das Buch durch das Cover zugegebenermaßen echt kitschig. Aber das ist die Geschichte ja auch irgendwie – märchenhaft kitschig.
Im Buch selbst findet man viele farbige Illustrationen. Einerseits Schattenrisse zwischen dein einzelnen Seiten oder ganze wunderschön gezeichnete Bilder jedes Mal zu Beginn des Märchenparts.
Ich kann nur sagen: Gefällt mir!


Es war einmal in einem fernen Land, da lebten ein tapferer König und eine wunderschöne Königin, die liebten einander so sehr, dass die Menschen – wohin sie auch kamen – alles stehen und liegen ließen, nur um sie vorbeischreiten zu sehen.


Das Buch hatte mich schon beim „Es war einmal…“! Meine Erwartungen an ein kitschiges, schönes Märchen wurden nicht getrübt, sondern im höchsten Maße zufrieden gestellt. Mehr noch – nach der letzten Seite dachte ich einfach nur „Wie schön…“.
Jodi Picoult hat das Buch zusammen mit ihrer Tochter verfasst. Zu Beginn wird uns gleich kurz und bündig erklärt wie es zu allem kam. Die Idee hinter der Geschichte – was passiert mit den Figuren des Romans, wenn man den Buchdeckel zuklappt? – gefällt mir wirklich richtig gut!
In der Version des Mutter-Tochter-Gespanns hat jede Figur ein Eigenleben, was sich vollständig von der eigentlichen Geschichte abgrenzt. Sie sehen die Geschichte, in der sie stecken, als eine Art Stück an, das sie immer wieder durchspielen müssen. Sie proben für die eine oder andere Szene und versuchen sie jedes Mal bestmöglich wiederzugeben, denn beim nächsten Öffnen des Buches muss alles sitzen!
Diese fantastische Welt hinter den Buchseiten wird sehr lebendig von Oliver erzählt. Die Geschichte selbst switcht immer wieder zwischen Oliver und Delilah. Beide Perspektiven sind in der Ich-Perspektive geschrieben und grenzen sich durch verschiedene Schriftfarben voneinander ab. (Blau für Oliver und lila für Delilah)

Oliver ist die Hauptfigur des Buches-im-Buch, welches, genau wie das in unserer Hand, „Mein Herz zwischen den Zeilen“ heißt. Er muss immer wieder die Rolle des Prinzen spielen, in der er die Prinzessin Seraphima rettet. Doch eigentlich hat er diese Rolle schon seit langem satt. So ist er hellauf begeistert, als er Delilah über seiner Geschichte erblickt.
Die Figuren können jedes Mal wenn jemand das Buch aufschlägt einen Blick auf die Welt außerhalb der Seiten werfen. Sie sehen ihren Leser und alles was um ihn herum geschieht. Allein schon diese Idee finde ich wirklich zauberhaft! Die ganze Welt rund um Oliver ist wirklich sehr lebendig verfasst und gut ausgearbeitet.
Nachdem also Delilah das Buch aufgeschlagen hat, will der gutaussehende Prinz mehr und nun beginnt er sich zum ersten Mal richtig für die Außenwelt zu interessieren, die so viel größer und interessanter zu sein scheint als die eigene.
Obwohl Delilah zu Beginn das typische Außenseitermädchen zu sein scheint, merkt man sehr schnell, dass auch ihre Gedanken weitaus tiefgründiger zu sein scheinen, als man zuerst vermuten würde. Dennoch konnte ich mit Delilah nur halbherzig warm werden, was aber wohl daran liegt, dass ihre „langweilige“ Welt, in der sie einige altbekannte Klischees bedient, der fantastischen von Oliver gegenüber stand. Delilah ist keinesfalls unsympathisch! Insgesamt klingt sie nach einem lieben netten Mädchen, dass mir im echten Leben sympathisch wäre, nur kennt man Charaktere wie sie leider schon viel zu gut. Delilah wäre mit Sicherheit noch ausbaufähig gewesen, denn viel um sie herum spricht für einen besonderen Charakter – allein schon ihre Punkerfreundin! Aber so richtig dringt von ihrer „besonderen Art leider nur ein kleiner Teil zum Leser durch.
Oliver hingegen war mir direkt vom ersten Augenblick an sympathisch. Ich hatte einen Klischeeprinzen befürchtet, der mit wehendem Haar und Schwert in der Hand auf einem Felsvorsprung steht, dem Sonnenuntergang entgegen blickt und noch heute Nacht aufbrechen würde um seine Liebste zu retten. Oliver ist für mich jedoch eher der Typ, der auf eben jenem Felsen steht und dem ein vorbeifliegender Vogel das Schwert klaut und es in den Abgrund wirft.
Also ja, ein bisschen Klischeeprinz ist er schon, aber dahinter steckt viel mehr. Er ist clever und hat von Anfang an einen klaren Standpunkt: Raus aus dem Buch! Gemixt mit einer etwas unbeholfenen Art hat Oliver sich und seine Geschichte nie langweilig werden lassen.

Das ganze Buch ist lustig geschrieben und hat mich oft schmunzeln lassen. Die beiden Autorinnen haben die ganze Welt im Großen und Ganzen sehr gut ausgearbeitet.
Zwar handelt es sich hierbei von vorn bis hinten noch immer um eine Liebesgeschichte, jedoch gibt es nur selten schnulzige und kitschige Momente, sodass man mit den Augen rollen möchte. Viel mehr beschäftigt sich das Buch mit der Frage, wie die beiden zueinander kommen können. Und hier schöpfen die Autorinnen tief aus ihrem Ideenreichtum. Zwischen den Zeilen findet man sogar einige leichte philosophische Ansätze! Ich sage nur: Höhlengleichnis. Zwar ist diese Idee aufzugreifen an sich nicht neu, aber diese Umsetzung gefällt mir in der Form eines so schönen Märchens bisher am besten!
Auch der Schluss der Geschichte hat mich dann doch sehr überrascht. Auf der Hälfte der Strecke hatte ich schon befürchtet, dass dieses Buch ein unglaublich schnulziges Ende nehmen würde, doch selbst das Happy End wurde richtig gut gelöst und war nicht übermäßig kitschig.

Mein einziger größerer Kritikpunkt (weshalb das Buch nicht die volle Punktzahl bekommt, obwohl ich noch immer sehr begeistert bin) sind die Märchenparts zwischen der eigentlichen Geschichte.
Sie lockern das Geschehen zu Beginn ungemein auf und sind für sich auch wunderbar geschrieben, allerdings habe ich sie gegen Ende des Buches eher als störend empfunden. Man erfährt einiges über die Rollen, die die Figuren aus dem Buch um Buch spielen, aber ich habe unbewusst immer nach dem direkten Zusammenhang mit dem momentanen Geschehen gesucht und diesen nicht immer gefunden. Deshalb haben mich diese kurzen Einblicke in das eigentliche Märchen eigentlich eher durcheinander gebracht, als verzaubert.


In dem kleinen Büchlein steckt sehr viel mehr, als man von außen vermutet. Für alle Märchen Fans ein Buch, dass man unbedingt lesen sollte! Die Geschichte ist zauberhaft und hat mich jedenfalls bestens unterhalten. Einen dicken Pluspunkt gibt es für die fantastischen Illustrationen!
Deshalb gebe ich insgesamt neun von zehn Cupcakes.

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