Montag, 4. Februar 2013

[REZENSION] Bittere Wunder



Titel: Bittere Wunder
Originaltitel: Madapple
Autor: Christina Meldrum
Genre: YA
Kaufen: Bittere Wunder

 

Das Gift der Unschuld. Ein Mädchen vor Gericht. Für ein Verbrechen, das sie nie begangen hat ...

Es ist ein unvorstellbares Leben, das die 17-jährige Aslaug führt: Völlig isoliert von der Welt wächst sie mit ihrer Mutter auf dem Land auf, die ihr alles beibringt über Gifte, Heilpflanzen, das alte Wissen der Menschheit – nur das Leben selbst bleibt ihr fremd. Als ihre Mutter unvermutet stirbt, ändert sich das schlagartig. Aslaug kommt bei ihrer streng religiösen Tante, deren Sohn und Tochter unter. Doch das neue Leben ist keine Befreiung. Aslaug wird von den Schatten ihrer Vergangenheit, ihrer Herkunft eingeholt und nach einem Brand steht das Mädchen vor Gericht. Die Anklage lautet: Mord …

Das Buch „Bittere Wunder“ von Christina Meldrum fährt mit einer sehr ungewöhnlichen Mischung aus Mythologie, Religion und Pflanzenkunde auf, die ich beim Lesen des Klappentextes so detailreich nicht erwartet hätte. Vor allem das Thema Pflanzenkunde ist mir persönlich nicht sehr vertraut, dennoch waren die gelesenen Fakten während des Buches keineswegs langatmig oder nervend, sie stellten eher eine Möglichkeit dar die Geschichte fortzuführen und den Leser mit ihrer Andersartigkeit vollkommen zu überraschen.

Das Cover des Buches ist wirklich gut gelungen. Es zeigt Aslaug, inmitten einer Wiese, weitab von jeglicher Zivilastion und vollkommen allein, abgesehen von einem Falter, den sie in den Händen hält. Dieses Bild ist die perfekte Beschreibung von Aslaug, wie sie sich zu Beginn und auch während der Geschichte fühlt.
Abgesehen davon finde ich das Motiv an sich auch sehr schön. ;)

Der Roman selbst ist aus der Sicht der 15-Jährigen Aslaug geschrieben, wird jedoch ständig von einer in Dialogform gehaltenen Gerichtsverhandlung unterbrochen. Auf den ersten Seite wurde man dadurch regelrecht aus dem Lesefluss herausgerissen, doch nach dem zweiten oder dritten Auszug aus der Verhandlung stellt es ein sehr gut gewähltes Stilmittel dar, welches dem Leser Stück für Stück mehr Informationen zur Handlung verrät. Teilweise wird während den Verhandlungen dem Inhalt der Geschichte vorgegriffen, was jedoch keineswegs störend ist, viel eher wird man dadurch nur noch neugieriger, was genau nun eigentlich geschehen ist. Das Stilmittel ergänzt sich im Laufe der Erzählung einfach perfekt zu den Kapiteln, die aus Aslaugs Sicht geschrieben wurden.
Die Kapitel selbst wurden jeweils mit verschiedenen Pflanzennamen betitelt, die währenddessen eine Rolle spielen und die die Geschichte mit interessanten Hintergrund Informationen füllen.

Aslaug und ihre Mutter, Maren, stehen stets im Fokus der Erzählung. Auch nach deren Tod gibt es immer wieder Rückblicke, aus Aslaugs Vergangenheit, die teilweise schockieren, teilweise aber auch ein gewisses flaues Gefühl im Magen hinterlassen. Man erfährt, dass Aslaug stets von ihrer Mutter abhängig war, und dass ihre Beziehung trotz der Lieblosigkeit dennoch von einer gewissen Art von Liebe geprägt war. Zumindest glaubt Aslaug dies, denn bisher hat sie es nicht anders kennen gelernt. Bisher gab es in ihrem Leben nur ihre Mutter, die Pflanzen und die Bücher, mit denen sie zu Hause unterrichtet wurde, und deren Passagen teilweise geschwärzt waren, damit Aslaug nicht zu viel von der wirklichen Welt erfährt.
Bisher lebte sie ein völlig isoliertes Leben geben. Mit 15 beherrscht sie mehrere Fremdsprachen, und kennt sich draußen auf der Wiese um einiges besser aus, als mit dem normalen Leben, dass ein 15-jähriges Mädchen führen sollte. Man kann sich während der Geschichte eher schwer mit Aslaug identifizieren, was aber auf Grund ihrer Vergangenheit wohl nachvollziehbar ist. Allerdings lässt dies die Protagonistin keineswegs unglaubwürdig wirken, man kann stets verstehen, wieso sie so manipulierbar und manchmal sogar ein wenig verquer wirkt. Während der Geschichte wird sie mit ständig mit für sie vollkommen neuen Situationen konfrontiert. Zuerst stirbt ihre Mutter, bisher ihre einzige Bezugsperson, dann wird sie in eine neue streng religiöse Familie aufgenommen und muss nun ein vollkommen neuartiges Leben beginnen.

Im Verlaufe der Geschichte treten neben Aslaug noch Sara, die Schwester Marens, Susanne und Rune in den Vordergrund, jedoch werden diese Charaktere bei weitem nicht so detailliert und ausführlich gezeichnet, wie die Protagonistin und deren Mutter. Dennoch erfährt man auch hier genau so viel über die Nebencharaktere, dass auch sie keineswegs unglaubwürdig wirken.

Christina Meldrum ist es gelungen den Leser immer wieder mit kleinen Fakten zu füttern, die das Bild, das entstehen soll, nur langsam zeichnen. Dennoch ist man die ganze Zeit über gespannt, wie es nun weiter gehen wird und wie genau die Zusammenhänge nun dargestellt werden. Erst gegen Ende der Geschichte erhält man alle Informationen, damit man sich ein klares Bild machen kann und wird mit der schockierenden, teilweise grausamen Auflösung konfrontiert.
Die Geschichte ist von Anfang bis Ende gut durchdacht und wenn man sich nicht an der immer wiederkehrenden Religion, oder der Pflanzenwelt stört, durchaus sehr lesenswert.

Die Geschichte selbst ist sehr komplex geschrieben, was mich unter der Kategorie „Jugendbuch“ doch eher überrascht hat. Die Diskussionen über Religion und die Fakten über die Pflanzenwelt sind meiner Meinung nach vielleicht etwas zu schwerwiegend für junge Leser. Auch die eigentlichen tiefen Abgründe in der Familiengeschichte, die sich während der Geschichte auftun, sind vielleicht eine eher schwierige Thematik für Jugendliche. Aslaug setzt sich vordergründig weder mit ihrer ersten Liebe, noch mit etwas fantastischem auseinander, sondern wird mit den Abgründen ihrer Familiengeschichte konfrontiert. Ich persönlich würde dieses Buch eher nicht als Jugendbuch empfehlen.

Fazit:
Alles in allem hat mich Christina Meldrum mit dem Roman sehr überrascht. Die Verknüpfung der Themen und die Wahl der Stilmittel treiben das Lesen sehr rasch voran und machen sehr neugierig, wie es mit der Geschichte weiter geht. Nur langsam werden hier alle Informationen aufgedeckt, doch wer bis zum Schluss der Geschichte dabei bleibt, wird durchaus mit diesem Andersartigen, aber keinesfalls langweiligen, Werk belohnt! 

Von mir gibt es dafür acht von zehn Cupcakes!

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