Titel: Sapphique –
Fliehen heißt leben
Originaltitel: Sapphique
Autor: Catherine
Fisher
Reihe: Band 2
Seiten: 480
Preis: 19,99€
Verlag: Penhaligon
Kaufen: Sapphique
Bewertung: ♥♥♥♥♥♥♥•••
Danke an den Penhaligon Verlag und Blogg dein Buch für das Bereitstellen des Rezensionsexemplars! :)
Er ist endlich frei, doch sein
Herz bleibt gefangen.
Finn ist aus Incarceron
entkommen, doch seine Freunde Keiro und Attia sind noch immer hinter dessen
Mauern gefangen. In der so genannten Freiheit ist nichts so, wie Finn es
erwartet hat – und beinahe zu spät wird ihm bewusst, dass sein Leben noch immer
ebenso sehr in Gefahr ist wie während seiner Haft. Keiro und Attia suchen
derweil nach Sapphiques Handschuh, der die Flucht aus Incarceron ermöglichen
soll. Das Gefängnis selbst hat währenddessen für sich einen Körper erschaffen.
Denn auch Incarceron will in die Freiheit gelangen, genau wie einst Sapphique –
der einzige Gefangene, den Incarceron je geliebt hat.
Auch bei Sapphique finde ich das Cover richtig schön gestaltet. Durch die
Blautöne wirkt irgendwie kalt, aber insgesamt sehr stimmig. Iich liebe den
Schlüssel! (Mal wieder…) Die hübsche leicht steampunkmäßige Schrift rundet
alles perfekt ab.
Die Gasse war so eng, dass Attia sich gegen eine Mauer lehnen und einen
Fuß an die gegenüberliegende Wand abstützen konnte.
Nachdem Incarceron für mich
doch irgendwie recht durchwachsen war, war ich sehr gespannt auf die
Fortsetzung. Denn obwohl mich der teilweise recht konfuse Schreibstil der
Autorin stellenweise mächtig genervt hat, lässt sich noch immer nicht von der
Hand weisen, dass die Geschichte um Incarceron einfach genial und
außergewöhnlich ist. Und genau deshalb wollte ich unbedingt wissen, wie es
weiter geht. Und auch dieses Mal wurde ich von Catherine Fisher sehr überrascht.
Die Geschichte schließt
beinahe direkt an Incarceron an. Es
sind nur wenige Tage vergangen seit Finn das Gefängnis verlassen hat. Doch außerhalb ist er bei weitem nicht so
zufrieden, wie er es noch innerhalb
war. Er kann das Volk nicht davon überzeugen, dass er der wahre Thronerbe ist
und auch Claudia fängt allmählich an zu Zweifeln. Dank seiner verlorenen
Erinnerungen fällt es ihm auch sehr schwer einen Weg zu finden mit dem er
beweisen kann, dass er der echte Prinz Giles ist.
Keiro und Attia hingegen
befinden sich noch immer innerhalb. Sie sind auf der Jagd nach Sapphiques
Handschuh, da sie sich von ihm erhoffen einen Weg nach außerhalb zu finden. Diese
Suche führt zu quer durch das Gefängnis. Sie entdecken merkwürdige und auch
schreckliche Dinge, erfahren aber auch von etlichen schönen Seiten.
Die Idee um Incarceron enthält
unglaublich viel Stoff, den man erzählen kann. Ich denke, nur mit der
Beschreibung von den Welten und dem Leben in dem Gefängnis könnte man ganze
Reihen füllen. Und Catherine Fisher ist es dieses Mal auch gelungen zumindest
in diesem Bereich aus den Vollen zu schöpfen.
Doch ich fange vielleicht mit
den Dingen an, die mir besonders auf der Seele brennen, da sie mich in diesem
Buch beinahe zur Weißglut gebracht haben. Nein, dieses Mal war es nicht dieser
konfuse Schreibstil. Ich kann nicht genau sagen, ob ich mich an die Art des
Schreibens gewöhnt habe, oder ob sie im zweiten Teil eindeutig besser geworden
ist. Bei der Fortsetzung hat mich jedoch alles, was ich im ersten Teil
diesbezüglich bemängelt habe, nur noch halb so sehr gestört.
Jedoch gab es auch dieses Mal
einige Highlights, auf die ich gerne etwas genauer eingehen möchte. Das größte
– und meiner Meinung nach schlimmste – ist, dass Claudia, die rothaarige
Protagonistin aus dem ersten Band auf einmal offensichtlich die Kunst des
Haarefärbens erlernt hat, denn auf Seite 105 kann sie Finn mit einer blonden
Mähne bezirzen. Sorry, aber solche Fehler finde ich unverzeihlich. Und ich
denke nicht, dass das der Übersetzerin geschuldet ist, da sich die englischen
Worte für rot und blond ja nicht mal ansatzweise ähnlich sind. Okay, man könnte
es noch so auslegen, dass ihr Haar rotblond ist. Aber dann kann man es auch so
nennen.
Was mich bei diesem Teil
jedoch am meisten gestört hat, waren die extrem schwachen oder in einem Fall
extrem egoistischen Hauptfiguren. Einerseits ist da Finn, dessen Verhalten auf
mich wie das eines verzogenen kleinen Görs gewirkt hat. Ständig ist er am
Meckern, fällt in Ohnmacht, hat einen seiner „Anfälle“ oder spinnt vollkommen
wahnsinnige Pläne. Zwar redet er andauernd davon, dass er Keiro aus Incarceron
befreien muss, jedoch tut er absolut nichts dafür um das zu schaffen. Klar, wie
auch? Incarceron ist übermächtig, doch hatte ich zu keiner Sekunde das Gefühl,
dass er es überhaupt versucht. Die
Rolle des Prinzen gefällt ihm nicht sonderlich gut und besonders hier kam für
mich das rotzige kleine Gör zu Tage. Wo Finn mir im ersten Teil noch recht
sympathisch war, empfand ich ihn in der Fortsetzung als extrem anstrengend.
Genauso schwach wirkte auch
dieses Mal auf mich Claudia. Ihr einziger wirklich starker Moment war eine
Szene, in der sie auf einen Tisch sprang und zu ihrem „Volk“ (aka ein paar
Köche und Zimmermädchen) spricht. Doch gleichzeitig wirkte diese Szene auf mich
so übertrieben, dass ich tatsächlich kurz lachen und sie mir als Frodo
vorstellen musste, der zu seinen Gefährten spricht und ihnen davon berichtet
wie anstrengend seine Reise nach Mordor werden wird.
Abgesehen von diesen Momenten
legt sie in Sapphique etliche extrem
egoistische Züge an, die ich ihr niemals verzeihen kann. So Claudia auf der
einen Seite davon, dass sie gerne das Protokoll außer Kraft setzen möchte,
damit die Menschen wieder ein normales Leben führen können, auf der nächsten
Seite lässt sie einen Sack voll Federn einfach fallen, denn „irgendein Dienstbote würde sich später
seiner annehmen.“ (S.60) Sorry Mädchen, aber so kann ich dir deine
Selbstlosigkeit kein bisschen abnehmen. Du willst die Welt retten und schaffst
es nicht mal einen Sack Müll selbst wegzubringen? Offensichtlich findest du das
Protokoll ja doch nicht so doof, wie du sagst und fühlst dich in deiner Rolle als
versnobbte Prinzessin ganz wohl.
Doch der schlimmste Satz, der
von Claudia kam war wohl, als sie ein paar ihrer Hofdamen ins Feindeslager
schickt, damit die Königin sie ausfragen kann. „Ich weiß nicht, aber immerhin werde ich nicht für ihren Tod verantwortlich
sein.“ (S.353) Ernsthaft Claudia? Was haben sie dir denn am Morgen in den
Kaffee gekippt?!
Die beiden Figuren, um die
sich die Geschichte hauptsächlich dreht, mochte ich dieses Mal so gar nicht
leiden.
Womit ich aber auch schon am
Ende meiner Kritik angekommen bin.
Denn abgesehen von diesen
unglaublich unsympathischen Protagonisten mochte ich den Rest des Buches außerordentlich
gern. Dieses Mal hat es Catherine Fisher geschafft die Welt in Incarceron nicht nur anzuskizzieren, sondern hat in meinen Kopf wirklich fantastische Bilder
gemalt.
Zumindest innerhalb hat sie eine Welt erschaffen, die besser nicht sein könnte.
Genauso hatte ich es mir gewünscht.
Ich kann es nur noch einmal
sagen; ihr Ideenreichtum ist scheinbar riesig und dieses Mal ist es ihr sehr
viel besser gelungen mich daran teilhaben zu lassen. So spricht sie zum
Beispiel von einer Stadt die ganz in Eis gehaucht ist oder erschafft eine Art
feministische Bewegung, die sich ihr Leben auf unterhalb einer Brücke errichtet
hat. Und das nicht auf dem Boden, sondern mitten in der Luft.
Szenen wie diese und ihre Beschreibungen
haben dazu geführt, dass bei Sapphique
meine Lieblingsparts dieses Mal eindeutig innerhalb
waren. Man merkt, dass sie sich in dieser Fortsetzung eindeutig mehr Mühe
gegeben hat die Welt im Kopf entstehen zu lassen. Oft ist es ihr sehr gut
geglückt, manchmal zwitscherte da vollkommen zusammenhanglos einfach nur ein
Vogel, der krampfhaft versuchte Atmosphäre zu erzeugen.
Mit dieses entstandenen
Bildern in meinem Kopf konnte Catherine Fisher mich absolut begeistern.
So kam es dann auch, dass
Keiro und Attia, neben dem extrem schwachen Finn und seiner noch schwächeren
Claudia, besonders hervorstachen und das Buch für mich zumindest innerhalb
Incarcerons zu einem echten Abenteuer gemacht haben.
Sie suchen noch immer einen
Weg nach außerhalb und auf ihrer Reise quer durch Incarceron erleben sie
atemberaubende Abenteuer. Ihre Szenen sind um einiges stärker und haben in mir
das Gefühl hervorgerufen, dass der Focus auf diesem Buch eindeutig auf Ihnen
lag. Wenn das die Absicht war und Finn und Claudia wirklich in den Schatten
rücken sollten, dann ist es der Autorin wirklich gut gelungen.
Wo ich Attia im ersten Band
noch nicht sonderlich leiden konnte, war sie in der Fortsetzung ein echter
Lichtblick am Horizont. Zu ihr konnte ich eine intensive Verbindung aufbauen
und ihre Kapitel, oder auch Keiros waren bei Weitem meine Liebsten.
Auch dieses Mal ist es der
Autorin gelungen die Geschichte absolut unvorhersehbar zu machen. Zwar
entwickelt man im Verlaufe der Geschichte das Gefühl man glaube zu wissen, wie
es ausgehen wird, aber dann kommt es irgendwie doch ganz anders. Das macht Sapphique natürlich ungemein spannend.
Man weiß nie, was hinter der nächsten Ecke hervorlugt und womit Catherine
Fisher einen nun gleich wieder überraschen wird. Deshalb war auch für mich das
Ende wirklich sehr unvorhersehbar. Ich bin nicht ganz sicher, ob ich es mag
oder ob nicht, aber auf jeden Fall fand ich es nicht schlecht, sondern
irgendwie interessant (und das nicht im negativen Sinne!). Es wirkt auf jeden
Fall nach und gibt noch ein wenig Stoff zum Nachdenken.
Die Fortsetzung ist deutlich besser gelungen als der erste Band der Reihe. Leider sind die Protagonisten extrem schwach, die Nebenfiguren machen die Geschichte aber sehr spannend und lesenswert. Vor allem ist es Catherine Fisher dieses Mal gelungen die Welt von Incarceron wirklich phantastisch zu beschreiben. Ein echtes Kopfkino! Wer Lust hat sich trotz einiger Schwächen auf eine einzigartige Idee einzulassen, der sollte auf jeden Fall zu dieser Dilogie greifen.
Von mir gibt es wegen der
Mängel für Sapphique insgesamt sieben
von zehn Cupcakes.
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