Titel: Klammroth
Originaltitel: -
Autoren: Isa Grimm
Reihe: nein
Seiten: 336
Preis: 14,99€
Verlag: Bastei Lübbe
Kaufen: Klammroth
Seit Jahren ist der uralte
Tunnel stillgelegt. Doch etwas geht um in den Tiefen des Berges. Kinderstimmen
wispern im Dunkel, und etwas regt sich in den Schatten. Einst war Klammroth ein
stiller Weinort am Fluss - bis eine Katastrophe die Idylle zerstörte. Dutzende
Kinder starben bei einem verheerenden Unfall im Tunnel, viele weitere wurden
entstellt. Nun, sechzehn Jahre später, kehrt eine der Überlebenden nach
Klammroth zurück: Anais hat die Qualen des Feuers noch nicht überwunden, als
ihr Vater sie zu sich ruft. Etwas Unerklärliches erscheint des Nachts vor den
Fenstern. Gespenstisches geschieht - und jemand fordert neue Opfer. Der Tunnel
hat Anais nicht vergessen ...
Auf dem Cover sieht man sieht
einen Schatten, der aus einem dunklen Tunnel auf ein Licht zuläuft. Dazu der
außergewöhnliche Schriftzug – das alles gibt dem Cover einen sehr mysteriösen
Touch. Mir gefällt es eigentlich ganz gut, denn es macht neugierig auf die
Geschichte. Mit der leicht krakeligen Schrift ist dieses Cover auf jeden Fall
ein Eyecatcher!
Der Tunnel existierte seit einer Ewigkeit, hoch und
schwarz und hungrig.
Die Geschichte um Klammroth
beginnt mit einem etwas abgefahrenen Prolog. Man wird direkt in das Geschehen
hineingeworfen und erlebt hautnah einen Unfall mit. Den Unfall. Der Unfall, der Anais Leben und das vieler Anderer
verändern soll.
Nach wenige Seiten werden wir dann auch gleich 17 Jahre in die Zukunft katapultiert. Anais ist mittlerweile 34 Jahre
alt und eine gefeierte Thrillerautorin. Sie empfängt einen verwirrenden Anruf
von ihrem debilen Vater, der ihr irgendetwas mitteilen will, doch leider kann
weder Anais noch irgendjemand anderes ihm folgen.
Zwei Woche später beginnt die
eigentliche Geschichte. Das Haus ihres Vaters und ihrer Stiefmutter Theodora
ist bis auf die Mauern niedergebrannt. Ihr bleibt nicht anders übrig als sich
ihren Ängsten zu stellen und zusammen mit ihrer Tochter Lily in ihren einstigen Heimatort
zurück zu kehren.
Früher war Klammroth ein
beliebter Ort für Touristen. Zwischen Wald und Weinbergen und mit seinen alten
Fachwerkhäusern, zwischen denen sich enge Gassen schlängeln, war es wohl sehr schön gewesen. Wahrscheinlich ist es das auch jetzt noch,
doch ist Anais Sicht auf den Ort so getrübt, dass er dem Leser traurig, düster
und etwas angsteinflößend vorkommt.
Ihre Stiefmutter, Theodora war
die Leiterin der örtlichen Schmerzklinik. Nach dem Unfall, bei dem etliche
Menschen schwere Verbrennungen erlitten, bot sich die Gelegenheit mit einer
solchen Klinik an diesem Ort einen Heidenprofit zu machen. Und da Theodora
nicht auf den Kopf gefallen ist, setzte sie diesen Plan in die Tat um und wurde
schon bald zur gefeierten Ärztin.
Und kaum das Anais wieder nach
Klammroth zurück kehrt, begegnen ihr die ersten entstellten Opfer. Sie weilen
noch immer in dem Ort, abhängig von der Klinik oder unfähig ein Leben außerhalb
von Klammroth aufzubauen.
Der Verlauf der Geschichte
entwickelt sich zu einer echten Detektivstory. Kaum das Anais richtig
angekommen ist begegnet sie alten Klassenkameraden, dem neuen Leiter der
Schmerzklink und dem zuständigen Ermittler im Fall ihrer toten Stiefmutter.
Natürlich will auch Anais herausfinden, was genau geschehen ist und gerät
langsam aber sicher in einen Strudel aus furchtbaren Erinnerungen, Blut und
Schmerzen.
„Ich bin es leid, weißt du? Leid jeden Tag an den Tunnel zu denken. An
Klammroth. An die Toten und an die Verletzten wie Nele. Ich bin nicht
freiwillig hier, sondern weil ich keine Wahl hatte.“ (S.119)
Um ehrlich zu sein musste ich
im ersten Moment etwas schlucken, weil es auf den ersten Seiten doch etwas
schwierig war in den Schreibstil von Isa Grimm hineinzufinden. Doch konnte ich
erleichtert feststellen, dass ich mich bereits im ersten Kapitel recht schnell
an ihre Art zu schreiben gewöhnen konnte. Im Laufe der Geschichte fand ich es dann sogar irgendwie richtig genial, denn es werden mit einfachen Worten
sehr rasch sehr viele Bilder im Kopf erzeugt. Ein solcher realer Stil,
der mit so wenigen Worten so viel Atmosphäre erzeugen konnte, kam mir bisher in
dieser Form noch nicht unter die Finger.
„Es gab mehr Schatten, als Bäume in diesem Wald, so war es schon immer
gewesen. Graue Formen mit spindeldürren Gliedern huschten von Stamm zu Stamm, Zwischenräume
aus Zwielicht, die für Augenblicke zum Leben erwachten, zuckten und zitterten
und wieder mit der Umgebung verschmolzen.“ (S.34)
Anais selbst ist eine
Protagonistin mit der man erst warm werden muss. In Rückblicken erfährt man,
dass sie als Thrillerautorin nicht davor zurückschreckt mit skurrilen Shows
Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Ihr Charakter wirkt ein wenig sonderbar und
verstört, was aber nach ihrem traumatischen Erlebnis nur verständlich ist.
Letzten Endes fand ich jedoch, dass sie wahrscheinlich die perfekte Protagonistin
für diese Geschichte ist.
Der Verlauf der Geschichte
gestaltet sich als recht gruselig. Immer tiefer wird die Spirale, in die Anais
gerät. Die Spannung steigert sich kontinuierlich und die Seiten fliegen ab der
Mitte des Buches nur so dahin. Es scheint, als könnte Isa Grimm nach jedem
gruseligen Szenario ein noch Beunruhigenderes oben drauf setzten. Hierbei
scheint ihr Einfallsreichtum wirklich grenzenlos. Einige Passagen sind hierbei
wirklich heftig und lassen bestimmt einige Leser ganz schön schlucken.
Die Handlung könnte
verstrickter nicht sein und weist immer wieder Elemente eines echten
Psychothrillers auf. Man erfährt nur häppchenweise, wie alles zusammen gehört
und lechzt kontinuierlich nach mehr. Nach und nach passt immer mehr zusammen und
ich habe mich nicht nur einmal dabei erwischt wie ich dachte „Anais, wie kommst
du da nur wieder raus?“.
Während sich diese Puzzleteile
für den Leser immer mehr offenbaren, begegnet man immer wieder der Dunkelheit und
dem Feuer und auch einigen wirklich tiefen Abgründen des menschlichen Daseins.
Dennoch gab es glaube ich,
bisher kein Buch, das mir soviel Kopfzerbrechen bereitet hat wie Klammroth. Normalerweise kann ich ganz
gut in Worte fassen, was mir an einem Buch nicht gefallen hat, damit es auch
verständlich ist. Und bei Klammroth hat es wirklich sehr lange gedauert, bis
mir klar wurde, was mich so gestört hat.
Vielleicht bin ich durch
japanische und französische Horrofilme, Stephen King, diversen Serien und
Videospielen einfach etwas zu abgehärtet, aber insgesamt konnte mich dieses
mystische Szenario nicht vollständig packen. Für mich fehlte es irgendwie an
allen Enden etwas, damit ich mich wirklich gruseln konnte. Die düsteren Orte waren
mir nicht düster genug, die Charaktere nicht abgedroschen genug im mir wirklich
Angst zu bereiten und die beklemmende Stimmung nicht beklemmend genug.
Allerdings kann ich in anderen
Rezensionen lesen, dass es vielen anderen Lesern hier ganz anders erging.
Ich würde soweit gehen und
sagen, dass das Buch für die etwas härteren Fans des Genres einem seichten
Horror gleicht. Wer jedoch einen etwas empfindlichen Magen hat, kommt hier
durchaus auf seine Kosten und Gänsehaut und schlaflose Nächte werden hier nicht
ausbleiben.
Was mich zudem etwas irritiert
hat, ist, dass ich gedacht hätte, dass der Tunnel von dem so oft die Rede ist
eine viel zentralere Rolle spielen würde. Zwar taucht dieser als Motiv immer
wieder auf, aber irgendwie geht es im gesamten Buch viel mehr darum, wie der
Tunnel alle offenbar komplett irre gemacht hat. Anais wird auf eine merkwürdige
Art und Weise von dem Tunnel angezogen und kann nicht anders als andauernd
daran und an ihre tragische Vergangenheit zu denken. Doch begegnete ich dem
Tunnel in seiner physischen Form sehr viel weniger.
So wirkte das ganze Buch insgesamt
auf mich, als ob versucht wurde um das zentrale Thema herumzureden und das mit
möglichst vielen Nebengeschichten. Wahrscheinlich ist auch das der Grund, wieso
mich diese Geschichte trotz all der guten Eigenschaften nicht wirklich packen
konnte.
Es treten sehr viele düstere
Elemente auf, sehr viele Gegner denen sich Anais stellen muss. Teilweise sind
diese nebensächlichen Handlungsstränge für mich sogar etwas ausgeartet, sodass
ich etwas den Faden zur eigentlichen Handlung verloren habe, was mich nicht
selten verwirrt hat, da ich teilweise nicht ganz klar erkennen konnte, worauf
die Geschichte nun eigentlich hinauswill.
Zwischen Splatterelementen,
Detektivarbeit, Gruselelementen und sogar einem Hauch von Fantasy, wusste ich manchmal gar
nicht, vor wem oder was Anais jetzt eigentlich wegläuft.
Aus diesem Grund blieben für
mich am Ende auch sehr viele Fragen offen, auf die ich entweder keine oder eine
unzureichende Antwort erhalten habe.
Sprachlich für mich ein
wirklich großartiges Debüt, das sich sehen lassen kann. Allerdings hätte der
Geschichte teilweise ein stärkerer Fokus auf das eigentliche Geschehen gut
getan. Die Stimmung ist düster und schaurig, konnte mich aber leider nicht
komplett überzeugen. Mit etwas Abstand betrachtet ist das Buch insgesamt ganz
in Ordnung durchaus lesenswert, aber für mich war es kein wirklicher Knaller.
Von mir gibt es für diese
recht durchwachsene Geschichte insgesamt sechs von zehn Cupcakes.
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