Titel: Steelheart
Originaltitel: Steelheart
(Reckoners #1)
Autor: Brandon
Sanderson
Reihe: Band 1
Seiten: 448
Preis: 17,99€
Verlag: Heyne fliegt
Kaufen: Steelheart
Bewertung: ♥♥♥♥♥♥♥•••
Selbst der stärkste Gegner ist
verwundbar – du musst nur wissen, wo.
Als David sechs ist, zerstört
eine gewaltige Explosion die Welt, die er kannte. Einige der Überlebenden
erlangen Superkräfte, die sie dazu nutzen, sich die übrigen untertan zu machen.
Als David acht ist, muss er miterleben, wie einer dieser Superhelden, ein
gewisser Steelheart, seinen Vater ermordet. Von da an kennt David nur ein Ziel:
herauszufinden, warum sein Vater sterben musste. Und ihn zu rächen. Er schließt
sich einer Untergrundbewegung an, die die Herrschaft der scheinbar unbesiegbaren
Superhelden bekämpft. David ahnt, dass sogar der mächtige Steelheart eine
Schwachstelle hat. Er muss sie nur entdecken. Doch das bunt zusammengewürfelte
Grüppchen der Widerstandskämpfer muss sich erst zusammenraufen. Und nicht jeder
billigt Davids Plan, Jagd auf Steelheart zu machen …
Das Cover passt perfekt zur
Story. Man sieht einen jungen Mann (David?), inmitten einer zerstörten
stählernen Umgebung, dessen Blick in eine unbekannte Richtung schweift. Das
vermittelt dem Leser schon mal einen ersten Eindruck, auf was er sich da
einlässt. Mir gefällt es insgesamt ganz gut. Vor allem die Prägung des Titels
finde ich sehr hübsch und durch die rote Farbe wirkt das Cover auch noch etwas
interessanter als das englische Original.
Ich habe Steelheart bluten sehen.
Der erste Teil der Geschichte
beginnt 10 Jahre nachdem Steelheart Davids Vater brutal ermordet hat. Unser
Protagonist lebt in Newcago, einer Stadt, die – dank Steelheart – komplett aus
Metall besteht.
„In Newcago ist es immer dunkel. Nightwielder hat als einer der ersten
Epics Steelheart die Treue geschworen. Er gehört dem inneren Kreis an und sorgt
dafür, dass es weder Sonnenaufgänge, noch einen sichtbaren Mond, sondern nur
einen vollkommen schwarzen Himmel gibt – die ganze Zeit, Tag für Tag. Das
Einzige, was man dort oben erkennen kann, ist Calamity, die an einen hellroten
Stern oder einen Kometen erinnert.“ (S.27)
Die Menschen haben sich mehr
oder weniger mit der uneingeschränkten Herrschaft Steelhearts arrangiert. Zwar
fühlen sie sich in dieser metallenen Stadt nicht wohl und man erfährt immer
wieder am Rande, die schlecht es ihnen geht, doch die Angst vor Steelheart
lässt sie gehorchen. Und das Leben in Newcago bringt auch einige
Annehmlichkeiten, wie Wasser und Strom, mit sich. Dinge, die man seit der
Herrschaft der Epics nicht überall finden kann.
Zwischen all diesen Menschen
gibt es eine kleine Gruppe, genannt Die
Rächer. Sie haben es sich zur Aufgab gemacht die Epics zu töten. David ist,
seit er ein kleiner Junge war und seit er Rache an Steelheart geschworen hat,
von ihnen fasziniert und kann es kaum erwarten sich ihnen anzuschließen.
Die Geschichte beginnt sehr
flott und beinahe direkt ohne Umschweife und direkt nach dem ersten Knall in
Form eines sehr actionreichen Prologes, folgt der nächste. Dem Leser wird
gleich von Anfang an ein sehr hoher Grad an Spannung geboten und kaum sind
einige Seiten verflogen, hat man das Gefühl gar nicht mehr mit dem Lesen
aufhören zu wollen.
Wir befinden uns in einer unbestimmten
Zukunft, in der es jede Menge Veränderungen gibt. Einige davon wurde durch
Epics erschaffen, andere wiederum von Menschen, Wissenschaftlern, die bis vor
wenigen Jahren noch hochambitioniert an modernen technischen Geräten tüftelten.
Von diesen Geräten und
Errungenschaften wird im Verlauf der Geschichte ausführlich Gebrauch gemacht.
Jedoch wurden diese, und die Gegebenheiten in denen die Menschen in Newcago
leben, kurz und knapp so gut erklärt und in die Geschichte eingeflochten, dass
ich keine Sekunde lang an der Dystopie gezweifelt habe. Was mir bei anderen
Büchern so oft missfällt, hat Brandon Sanderson wirklich gut hinbekommen.
Hierfür kann ich nur ein großes Lob aussprechen. Das Konstrukt der Geschichte
um David und Steelheart ist einfach perfekt.
Zwar fiel es teilweise auf,
dass einige Erfindungen oder Gegebenheiten gerade dann wie zufällig erscheinen,
wenn sie dringend gebraucht werden, aber auf Grund der sehr gut gelungenen
Vision, wirkte die Geschichte auch dann absolut authentisch. Das ist eben das
Schöne an einer Dystopie. Wenn man es gut verkauft, geht einfach alles!
„Ein Jahr bevor die ersten Epics auftauchten, war Calamity am Himmel
erschienen. Niemand weiß, warum und wieso sie immer noch in der Dunkelheit
leuchtet.“(S.27)
Die Charaktere sind Brandon Sanderson größtenteils sehr gut gelungen. Sie
waren sehr verschieden und teilweise etwas schräg, aber trotzdem – oder gerade
deshalb – sehr sympathisch. Natürlich begegnet man hier auch sehr vielen
Klischees, aber wo findet man die nicht? Mich jedenfalls haben sie nicht
sonderlich gestört.
Der Einzige, der mir stellenweise das Leben schwer gemacht hat, war David.
An sich ein echt netter Kerl, jedoch wird mir von Anfang an eingebläut, dass
David ein knallharter Typ ist, der nichts anderes im Kopf hat, als Steelheart
zu töten – und das plant er seit seinem achten Lebensjahr. Crazy, nicht?
Mit genau diesem Bild fiel es mir dann sehr schwer ihm zu glauben, wenn er
mal wieder eine schlechte Metapher gebracht hat, die vielleicht zum Schmunzeln
anregen sollte, bei mir aber nur Verwirrtheit erzeugt hat. Für mich war David
einfach nicht der witzige, leicht tollpatschige Typ. Ein von Rache geleiteter
18-Jähriger, der errötet, wenn er dabei erwischt wird, wenn er einem Mädchen in
den Ausschnitt starrt? Das hat für mich irgendwie so gar nicht zusammen
gepasst.
Da gefiel mir Cody, der Ire-mit-schottischer Herkunft-oder-auch-französischer-oder-wie-auch-immer-er-sich-gerade-fühlt,
schon sehr viel besser. Ihm habe ich mit seiner verdrehten Art seinen Humor schon
viel eher abgekauft. Aber wer könnte das nicht, wenn man in dieser abgefahrenen
Zukunft von kleinen Ohrdämonen und Kobolden hört?
Mein Favorit war aber insgeheim der Prof, oder auch Morpheus 2.0. An den
hat er mich nämlich mächtig erinnert, aber irgendwie war er der coolste von
Allen. :D
Wirklich außergewöhnlich fand ich die Idee mit den Epics. Hier hat Brandon
Sanderson seinen wirklich großen Ideenreichtum gezeigt und jedem Einzelnen eine
außergewöhnliche Kraft verliehen, die die Geschichte durchweg interessant
machten. Zwar lernt man als Leser nur einen kleinen Kreis von Epics kennen,
aber diese hat der Autor wirklich toll ausgearbeitet. Und ich bin mir sicher,
dass da noch mehr großartige Figuren kommen werden.
Verwöhnt durch den actiongeladenen Prolog, die tollen Figuren und den
imposanten ersten Teil hatte ich natürlich erwartet, dass die Geschichte nur
noch besser werden kann.
Doch leider ging es ab Teil zwei insgesamt etwas bergab.
Von diesem Punkt an gab es statt Action oft nur etliche Dialoge, die mehr
als ausführlich verliefen. Zwar erklären sie viele Dinge, doch stellenweise auch
Tatsachen, die man sich als Leser schon längst denken konnte, oder Tatsachen,
die für den weiteren Verlauf der Story eigentlich gar nicht wichtig sind. Was
mir bei der Erschaffung der Dystopie so gut gefiel, ging mir um ehrlich zu sein
bei der ausführlichen Erklärung eines Plans, wie Davids Geschichte weiter gehen
soll, nach einigen Seiten irgendwie auf die Nerven.
Zwar kann ich mich nicht beklagen, dass ich um die ganze Situation rund um
Newcago und rund um die Epics bestens informiert bin, doch hätte ich mir ab dem
zweiten Teil stellenweise gewünscht einige Dinge vielleicht eher durch
Handlungen, Beobachtungen oder auch durch eigenständiges Denken zu erfahren,
als es in stellenweisen so monotonen Dialogen hin geklatscht zu bekommen.
Gefühlt wurde zum Beispiel im gesamten zweiten Teil nur geredet, und erst in
den letzten zwei Kapiteln wieder mit etwas spannender Handlung aufgewartet, die
dann zwar äußerst gut gelungen, aber dann auch viel zu schnell wieder vorbei
war.
Der Verlauf der Story ist insgesamt wirklich sehr klassisch. Und wenn ich
sage klassische meine ich: alt bekannt. Man begegnet, zumindest was den Aufbau
der Geschichte anbelangt, vielen alten Elementen. Es werden Dialoge geführt,
die alles rundherum erklären, es gibt das klassische Schüler-Mentor-Verhältnis,
einen Anflug von einer Liebesgeschichte und eine sehr klare Linie, in der die
Geschichte verläuft. Kurzum: Ein solides Konzept, dass sehr Hollywoodreif
umgesetzt wurde.
Aber leider hat mich das an der sonst so originellen Geschichte etwas
gestört. Durch den klassischen Spannungsbogen gibt es keine wirklichen
Überraschungen. Alles verläuft sehr geradlinig auf das Ziel hinaus, welches von
Anfang an, sowohl dem Leser, als auch der Hauptfigur, klar vor Augen steht.
Zwar gibt es ein paar Momente, in denen man das Gefühl hat jetzt müsste
etwas kommen, dass einem vollkommen den Atem raubt, doch entweder wurde das
dann so lieblos umgesetzt (ich sage nur: Conflux), oder war so vorhersehbar,
dass die richtig große Überraschung ausblieb.
Lediglich am Ende konnte mir Steelheart
noch einmal den Atem rauben, sodass ich nach der letzten Seite trotz der
stelleweise schnarchigen Dialoge und des merkwürdigen Davids mit dem Buch versöhnt
war und nun neugierig auf Teil zwei geworden bin.
Brandon Sanderson hat mit Steelheart eine wirklich großartige
Dystopie erschaffen, die von tollen Charakteren und Figuren getragen wird. Ein
wenig schade war, dass die Geschichte ab dem zweiten Teil dialogtechnisch etwas
fad war und die Story mit nur noch wenigen bis gar keinen Überraschungen aufwarten
konnte und deshalb nach dem imposanten Start etwas abgeflaut ist. Dennoch war
Steelheart insgesamt eine kurzweilige Unterhaltung und trotz meiner Kritik kann
ich das Buch wirklich weiterempfehlen.
Von mir gibt es insgesamt
sieben von zehn Cupcakes.
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