Titel: Verdorbenes
Blut
Originaltitel: Cain’s Blood
Autor: Geoffrey Girard
Reihe: nein
Spieldauer: 07 Std. 04 Min.
Sprecher: Dietmar Wunder
Kaufen bei Audible: Verdorbenes Blut
Bewertung: ♥♥♥♥♥•••••
Originaltitel: Cain’s Blood
Autor: Geoffrey Girard
Reihe: nein
Spieldauer: 07 Std. 04 Min.
Sprecher: Dietmar Wunder
Kaufen bei Audible: Verdorbenes Blut
Bewertung: ♥♥♥♥♥•••••
Das Böse ist dir näher, als du ahnst...
Aus einer Einrichtung für gewalttätige
Jugendliche sind sechs Jungen ausgebrochen. Ex-Militär Shawn Castillo wird
eingeschaltet, um sie zu finden und zurückzubringen. Schnell entdeckt er, dass
hinter der Fassade der "therapeutischen Einrichtung" ein fragwürdiges
Projekt steht und die Ausreißer keine gewöhnlichen Jungen sind: Sie tragen
Namen wie Ted Bundy, Jeffrey Dahmer, Dennis Rader - und sind die exakten
genetischen Kopien dieser berüchtigten Serienmörder. Sie sollen das Böse in
Reinform in sich tragen. Sie sollen den sicheren Tod bringen. Und sie sind
mitten unter uns...
Ich muss sagen, dass ich am
Anfang etwas skeptisch war, was den Sprecher betrifft. Seine Stimme hat mir bei
der Hörprobe nicht sonderlich zugesagt, aber ich brauchte dringend ein Hörbuch,
dass ich während einer arbeitsreichen Nacht hören kann, und wobei ich nicht
einschlafe. Also habe ich mir Verdorbenes
Blut bei Audible besorgt und habe dann nach wenigen Minuten festgestellt,
dass die leicht wahnsinnige Stimme und Intonation von Dietmar Wunder einfach
perfekt zur Geschichte gepasst hat.
Prinzipiell gefällt mir
stellenweise Untermalung mit Musik ja ganz gut, doch als nach einigen Minuten, wie
aus dem Nichts, bei diesem Hörbuch eine Spieluhrmelodie ertönte, die ich Nachts
um halb drei so gar nicht zuordnen konnte und die so perfekt eingebaut war, das
mein übernächtigtes Ich sehr lange gebraucht hat um zu realisieren, dass diese
Melodie zum Hörbuch gehört, war ich auf jeden Fall wieder wach. Danke Lübbe Audio for scaring the crap
out of me! :D
Fazit: Insgesamt ist die
Gestaltung des Hörbuches perfekt gelungen.
Alles fing mit Erbsen an.
In einem geheimen Labor in
Pennsylvania wurden Menschen anhand der DNA berühmter Serienkiller geklont. Man
untersucht, wie sich das soziale Umfeld auf die Kinder und Jugendlichen
auswirken kann und ob wirklich nur die DNA allein daran schuld ist, ob aus
einem Serienkiller ein Serienkiller wird. Die einen werden misshandelt und vernachlässigt,
die anderen werden in normale Familien gesteckt, wo sie Fürsorge und Liebe
erfahren. Alles in der Hoffnung eine medikamentöse Behandlung gegen das genetisch
bedingt Böse zu finden. Doch eines Tages brechen einige der Klone aus dem Labor
aus und lassen ihren Trieben freien Lauf.
Shawn Castillo, unser
Protagonist, ist ein traumatisierter Soldat, der erst kürzlich aus dem Krieg
zurückgekehrt ist. Er hat eine leicht verkorkste Beziehung hinter sich und
scheint sich nicht recht in sein neues Leben einfügen zu können. Er hat
offenbar nichts zu verlieren und ist daher ein perfekter Agent, der wie
geschaffen scheint für die Aufgabe die entlaufenen Serienkillerklone wieder
einzufangen.
Dieses Buch ist wirklich
nichts für schwache Nerven. Es werden verschiedene Sichtweisen beschrieben, zum
einen sehen wir das Geschehen aus der Sicht von Castillo, teilweise aus der
Sicht von Wissenschaftlern und teilweise auch aus der Sicht der
Serienkillerklone.
Und vor allem Letztere hat es
in sich. Die Szenen sind wirklich heftig und schockierend. Stellenweise war es
für mich als doch recht abgehärteter Horrorfan sogar zu heftig, sodass ich das
Hörbuch kurz ausschalten musste, bevor ich weiter hören konnte. Aber insgesamt
wurde so die psychotische Fantasie der Jugendlichen dadurch absolut perfekt
dargestellt. Schonungslos, ehrlich und ohne Kompromisse. Wer nicht damit klar
kommt, dass beschrieben wird, wie sich an Leichen vergangen wird oder wie
Menschen aufgeschlitzt werden, sollte auf jeden Fall die Finger von diesem Buch
lassen.
Geoffrey Girard erzählt die
Geschichte in einem sehr rasanten Tempo. Dadurch wird die Spannung scheinbar
unermesslich hoch. Ich habe das Hörbuch in nur einer Nacht beinahe komplett
durchhören können, weil ich mich zu keiner Zeit gelangweilt fühlte. Die
Erzählweise ist schonungslos, realistisch, ein wenig verkorkst, aber insgesamt wirklich
großartig.
Sehr erfrischend war, dass es
immer wieder einen kurzen Ausflug in die Geschichte der Genetik und in deren
Forschung gab. Vor allem die Geschichte von Mendel und dessen Erbsenzucht war sehr
interessant und hat mein Wissen wieder etwas aufgefrischt. Diese Stellen wurden
so gut verpackt, dass sie keineswegs langweilig wirken und dezent neues Wissen
vermitteln, oder altes Schulwissen wieder auffrischen. Man hört noch einmal von
Dingen über Dolly, genetischen Codes und Vererbungslehre, was für mich
persönlich sehr interessant war und dem Buch noch einen leicht
wissenschaftlichen Touch verpasst hat. Ich habe wirklich selten einen Thriller
gelesen, der neben dem ganzen Blut und Gemetzel dermaßen viel zu bieten hat und
solch interessante Denkanstöße gibt.
Das Buch beschäftigt sich mit
sehr brisanten und spannenden Themen. Es wird erforscht, was geschieht, wenn
man einen Serienkiller zu rein wissenschaftlichen Zwecken klont. Kann man das
Wesen des Killers genetisch durch Erziehung oder ein anderes Umfeld verändern? Wie
weit darf man als Wissenschaftler gehen, um zu erforschen, wie man Krankheiten
oder andere Dinge heilen kann, ohne gleich gottgleich zu werden? Wo ist die
Grenze zwischen Forschung und Folter? Diese Themen regen auf jeden Fall zum
Nachdenken an und ich bin sicher, dass wenn man sich zuvor noch nicht mit
diesem Thema beschäftigt hat, tut man es nach diesem Buch mit Sicherheit.
Was mir jedoch nicht so gut
gefiel, war die Flut an Namen und Charakteren. Ich muss gestehen, dass ich, sobald
bei einem Hörbuch mehr als 5 oder 6 Figuren eine Rolle spielen und ich deren
Namen nur gehört habe, generell ein Problem habe sie zuzuordnen. Doch das
verläuft sich dann im Laufe der Geschichte meistens, weil die eine eh nie
wieder auftaucht, bei einem anderen erfährt man Schrittweise, wo er hingehört.
Doch bei Verdorbenes Blut war das
gefühlt ein pures Chaos. Was einerseits daran liegt, dass es mehrere Instanzen
gibt, die in der Geschichte eine Rolle spielen, und zu der jeweils verschiedene
wichtige und auch unwichtige Figuren gehören, die ich mir nicht alle merken
konnte. Und auch daran, dass die Jugendlichen oft entweder mit Vornamen,
Nachnamen oder teilweise auch mit ihren Serienkillervorbild angesprochen
werden, und hier hatte ich beim besten Willen nicht auf dem Schirm, welche drei
Namen jetzt zu wem gehören.
Das führte für mich auch dazu,
dass die Charaktere allesamt etwas blass wirkten. Zwar kann man bei einer Flut von
Figuren nicht verlangen, dass jede bis ins Detail beschrieben wurde, doch
zumindest bei Castillo und seinem Schützling hätte ich etwas mehr Tiefgang
erwartet und nicht den klischeemäßigen traumatisierten Auftragskiller, der noch
jede Menge Drama zu bewältigen hat.
Das größte Problem mit der
Geschichte hatte ich jedoch zum Ende hin. Es werden im Verlauf einige
Handlungsstränge aufgeworfen, die zwangsläufig ja irgendwo zusammenlaufen
müssen. Und der Hinweis, dass Castillo aus dem Irak zurückgekehrt ist, deutete
schon darauf hin, dass irgendwo mit Sicherheit da dann noch etwas kommt. Jedoch
schien die Verbindung zwischen den Serienkillerklonen und dem Irak für mich
dermaßen weit hergeholt, dass ich – ich kann es nicht anders sagen – regelrecht
enttäuscht war von dem Buch.
Bei mir blieb das Gefühl
zurück, als hätte der Autor nicht ganz genau gewusst, wo er den Schwerpunkt
setzen sollte. Eine Geschichte, in der es im die Jugendlichen allein geht,
hätte meiner Meinung nach vollkommen gereicht. Als es in dem Buch auch
größtenteils nur um dieses Thema ging, war ich mehr als zufrieden mit der
Geschichte. Denn ein dermaßen erschreckendes und spannendes Buch/Hörbuch habe
ich schon lange nicht mehr in den Händen gehabt. Die Verbindung zum Krieg wäre
gar nicht nötig gewesen, um einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen.
Das gleiche gilt für die
verkorkste Beziehung Castillos. Diese hat zwar nicht genervt, wirkte aber
trotzdem irgendwie überflüssig. Auch wenn die Frau (deren Namen ich schon
wieder vergessen habe. Soviel zum Namenschaos :D ) ihm dabei hilft den Fall
aufzuklären, hätte man alles drum herum getrost weglassen können. Für mich
wirkte das nur so, als ob auch noch dem letzten Leser reingewürgt werden musste,
wie traumatisiert und kaputt Castillo eigentlich ist.
Verdorbenes Blut ist ein wirklich gelungenes Werk, das tief in die
Psyche von Serienkillern blicken lässt und einige interessante Denkanstöße zum Thema
Vererbungslehre bietet. Eigentlich ist das Buch durchweg spannend und sehr
detailliert beschrieben, jedoch ist die Zusammenführung der Handlungsstränge
etwas missglückt und hat mir das Ende leider ziemlich verdorben. Auch hier
hätte der Fokus auf ein Thema gut getan und das Buch noch eindrucksvoller
werden lassen.
Von mir gibt es insgesamt fünf
von zehn Cupcakes.
Hey du, ich habe dich getaggt und würde mich freuen, wenn du mitmachen magst:-)
AntwortenLöschenLg Petra
http://papierundtintenwelten.blogspot.de/2014/07/its-tag-time.html