Titel: Letztendlich sind wir dem Universum egal
Originaltitel: Every Day
Autor: David Levithan
Reihe: nein
Seiten: 400
Preis: 16,99€
Verlag: FJB
Kaufen: A
Bewertung: ♥♥♥♥♥♥♥♥♥•
Jeden Morgen wacht A in einem
anderen Körper auf, in einem anderen Leben. Nie weiß er vorher, wer er heute
ist. A hat sich an dieses Leben gewöhnt und er hat Regeln aufgestellt: Lass
dich niemals zu sehr darauf ein. Falle nicht auf. Hinterlasse keine Spuren.
Doch dann verliebt A sich
unsterblich in Rhiannon. Mit ihr will er sein Leben verbringen, für sie ist er
bereit, alles zu riskieren – aber kann sie jemanden lieben, dessen Schicksal es
ist, jeden Tag ein anderer zu sein?
Wie wäre das, nur man selbst
zu sein, ohne einem bestimmten Geschlecht oder einer bestimmten Familie
anzugehören, ohne sich an irgendetwas orientieren zu können? Und wäre es
möglich, sich in einen Menschen zu verlieben, der jeden Tag ein anderer ist?
Könnte man tatsächlich jemanden lieben, der körperlich so gestaltlos, in seinem
Innersten aber zugleich so beständig ist?
Um ehrlich zu sein finde ich
das deutsche Cover sehr gewöhnungsbedürftig. Die Gesichter sind nicht
sonderlich hübsch gezeichnet, aber erzielen ihre Wirkung. Sie sehen sich alle
irgendwie ähnlich, irgendwie auch nicht, genauso wie es sich für A anfühlen
muss. Erst wenn man den Schutzumschlag abnimmt, sind einige Gesichter farblich
abgehoben – die Besonderheiten, mit denen er in diesem Roman vertraut wird.
Nach dem zweiten Blick mag ich das deutsche Cover also ganz gern.
Der deutsche Titel hingegen gefiel
mir von Anfang an richtig gut! Da stinkt der langweilige englische Titel „Every
Day“ irgendwie ab. :D
Ich werde wach.
Ein Buch mit einer grandiosen
Idee, die mich von der ersten bis zur letzten Seite begeistert hat, und nur
einige kleine Schwächen aufweist.
Bei Letztendlich sind wir dem Universum egal habe ich es geschafft
vollkommen unvoreingenommen mit der ersten Seite zu beginnen. Ich hatte es
bereits vor einiger Zeit auf Englisch entdeckt, dann aber recht schnell
realisiert, dass es in wenigen Wochen bereits auf Deutsch erscheinen wird und
gedacht, dass ich die paar Wochen auch noch warten könne.
Ohne auch nur eine einzige Rezension
zu lesen hat mich schon die Kurzbeschreibung sehr begeistert. Eine Geschichte,
in der einer Person jeden Morgen in einem anderen Körper aufwacht? Wow! Was da
wohl für Komplikationen auftreten können, wenn man jeden Tag mit einem
vollkommen neuen Leben klar kommen muss, jeden Tag aufs Neue immer neue
Menschen kennen lernen muss, von denen man weiß, dass man sie sowieso nach
einem Tag nicht mehr wieder sehen wird? Ich war begeistert und konnte es kaum
erwarten das Buch zu lesen.
Zu Beginn wurde ich allerdings
gleich etwas enttäuscht. A ist sechzehn Jahre alt und lebt bereits seit seiner
Geburt dieses Leben. Bei ihm hat sich eine gewisse Routine eingeschlichen, wie
er mit den immer wieder so unterschiedlichen Leben umgeht.
Er kann sich weder aussuchen,
in welchen Körper er kommt, noch kann er verhindern, dass er diesen nach 24
Stunden wieder verlässt. Egal ob Junge oder Mädchen, A bleibt keine Wahl, er
selbst ist geschlechtslos. Gerade das hat mir anfangs etwas gedanklich etwas
Schwierigkeiten bereitet, aber A geht so vollkommen natürlich und selbstverständlich
damit um, dass ich mich sehr schnell in ihn und sein Gefühlsleben einfinden
konnte.
Auch kann er sich nicht
aussuchen, wo er jeden morgen aufwacht. Während der Geschichte wird zwar klar,
dass A offenbar immer in einen Körper in der Nähe wandert, der ungefähr seinem
Alter entspricht - denn A scheint auch wie normale Menschen zu altern und kann
deshalb nur gleichaltrige Köper besetzen - aber wunderte es mich etwas, dass er
sich offenbar im Kreis bewegt und nicht in eine bestimmte Richtung, oder kreuz
und quer.
Jeden Morgen wacht er auf und
stellt als erstes Abfragen an sein Gehirn, wo er Informationen über Name,
Vorlieben, Krankheiten und Erinnerungen der jeweiligen Menschen erhält. Er kann
jedoch nicht auf die Gefühlswelt der Menschen zugreifen, die er für diesen
einen Tag „besetzt“. Er versucht jeden Tag aufs Neue ihr Leben nicht vollkommen
auf den Kopf zu stellen und möglichst keine Spuren zu hinterlassen. Dies ändert
sich jedoch, als er auf Rhiannon trifft.
So stolpern wir gleich direkt
ins Geschehen und A lernt sie gleich an unserem ersten Tag, für ihn Tag 5994, kennen.
Er steckt im Körper ihres Freundes, Justin. Rhiannon tut A bereits nach wenigen
Minuten einfach nur leid, weil sie so offensichtlich in Justin verliebt ist und
alles für ihn tun würde, er aber nur gleichgültig und ziemlich desinteressiert
daher kommt. Obwohl A sich bisher immer so fleißig an seine Regeln gehalten
hat, möchte er dieses Mal eingreifen. Er möchte ihr gerne einen der schönsten
Tage in ihrem Leben schenken und fährt mit ihr einfach spontan ans Meer, wo sie
mehrere schöne Stunden erleben. Ohne es zu merken verliebt A sich in das
herzensgute Mädchen und seit langem bereut er es wieder einmal, dass er am Ende
des Tages aus dem Körper ihres Freunde verschwinden und Rhiannon verlassen
muss. Es entsteht eine sehr zarte Liebesgeschichte, die dank der Umstände
äußerst kompliziert und verzwickt ist.
Ich fand es
wirklich schade, dass A bereits diese Routine besaß. Er hat aufgehört zu
hinterfragen, wieso er jede Nacht in einen anderen Körper springt und wo der
Sinn hinter diesem Ganzen liegt. Somit gab es nur wenig spannende
Komplikationen in der Geschichte, abseits der Tatsache, dass A sich zum ersten
Mal richtig verliebt hat. Zwischendurch wachte er in einigen Körpern auf, die
ihm vollkommen unvertraut waren und wo er seine Routine über den Haufen werfen
musste um den Alltag zu überstehen und für mich waren dies die spannendsten
überhaupt. Wenn A, bevor die Geschichte begonnen hat, ein wenig weniger von
dieser Gewohnheit besessen hätte, wäre das für mich das Tüpfelchen auf dem I
gewesen.
Doch wenn es
um Rhiannon geht, wird das ganze dann etwas spannender, denn er beginnt wieder
zu Fragen, wohin das alles führen soll. Gleichzeitig kommt auch immer wieder
die Frage auf, ob A seine Bedürfnisse über die der geborgten Körper stellen
darf. Wo er zu Beginn noch recht streng auf seine Regeln bestanden hat, beginnt
er nun allmählich immer mehr auszubrechen und die Leben der Körper auf den Kopf
zu stellen.
Insgesamt
ist die Geschichte unglaublich schön und gefühlvoll geschrieben. Die Idee ist
ungewöhnlich, aber hat sehr viel Potential und dies wurde auch zum Teil sehr
gut ausgeschöpft. Jeder hat sich sicher schon einmal die Frage gestellt, wie es
wäre in einem anderen Körper zu sein. A hingegen fragt sich, wie es wäre nicht jeden Tag in einem anderen Körper
zu sein. Er selbst weiß gar nicht wie es ist eine echte Familie zu haben, echte
Freunde, ein echtes Leben, denn er kennt nur das seine, welches so ungewöhnlich
ist, wie man es sich gar nicht vorstellen kann. Hier wird das Thema des Andersseins
auf eine ganz außergewöhnliche Art und Weise aufgenommen und ich für meinen
Teil habe eine solche Geschichte noch nie vorher gelesen. Die ganze Situation
wirkt so verzwickt, aber gleichzeitig so schön, dass ich auf den ganzen 400
Seiten nicht recht wusste, ob ich lächeln oder lieber weinen sollte. Es scheint
einfach keine Lösung zu geben, die alle Personen glücklich machen könnte,
Rhiannon, A und natürlich auch mich als Leser.
Umso
interessanter war dann für mich das Ende. Hier bleiben etliche Fragen offen, mit
denen man als Leser alleine zurückgelassen wird und die dazu anregen das Ganze
immer und immer wieder zu durchdenken.
Es wird zwar
eine Geschichte geben, die alles aus Rhiannons Sicht beschreibt, aber stellt
diese keine Fortsetzung dar. Für mich ist dieses Ende trotz der vielen Fragen
ein ziemlich rundes und ich hätte es irgendwie schade gefunden, wenn hier nicht
soviel offen bleibt, dass man die Geschichte selbst ein wenig weiter spinnen
kann. Andererseits wäre ich auch nicht enttäuscht, wenn es eine „richtige“
Fortsetzung der Geschichte geben würde.
Letztendlich sind wir dem Universum egal ist eine wirklich
beeindruckende und interessante Geschichte mit einer innovativen Idee, die mich
sofort in ihren Bann gezogen hat. Sehr gefühlvoll wird hier vom Anderssein
erzählt und von einer zarten Liebe, die versucht das zu überstehen.
Ich gebe dem Buch wegen der
kleineren Schwächen ein Cupcake Abzug, aber immer noch starke neun von zehn
Cupcakes.
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