Titel: Das Reich der Tränen
Originaltitel: Das Reich der Tränen
Autor: Janine Wilk
Teil einer Serie: nein
Seiten: 220
Preis: 12,99€
Kaufen: Reich der Tränen
Bewertung: ♥♥♥♥♥♥♥•••
Immer wenn Mia Tränen in die
Augen steigen, verlässt sie die Realität und findet sich im Reich der Tränen
wieder - einer Welt mit blühenden Landschaften und Mias treuesten Freunden.
Doch die Herrscherin dieses Reichs, Königin Zenoide, trachtet ihr nach dem
Leben. Während Mia versucht, ihren Freund Goldiur aus dem Kerker der Königin zu
befreien, findet sie heraus, dass das Reich der Tränen sehr eng mit ihrem
wahren Leben verwoben ist – und sie sich in der Realität längst in den Fängen
der bösen Königin befindet.
Eine bewegende Geschichte über
die Macht der Fantasie.
Aufgefallen ist mir das Buch
als allererstes durch das ungewöhnlich schöne Cover. Ich stehe dazu, dass ich
manche Bücher nur besitzen möchte, einfach weil sie so schön aussehen. Aber bei
diesem konnte mich sowohl das schöne Cover, als auch die kurze Inhaltsangabe
davon überzeugen, dass es sich lohnen würde einen Blick hineinzuwerfen. Lediglich
der Schriftzug sieht zwar nett aus, wirkt aber insgesamt etwas deplatziert. Das
hätte man wirklich besser lösen können.
Sobald man die erste Seite
aufgeschlagen hat sieht man, dass das Buch mit sehr schönen
Bleistiftzeichnungen zu jedem Kapitelbeginn illustriert ist. Die Bilder wirken
so filigran und blass, als wären sie nur auf die Seiten gehaucht. Sie sind sehr
fantasievoll, märchenhaft und wirklich schön!
Ein Zug fuhr in den Bahnhof ein, stoppte mit einem lang gezogenen
Kreischen und kaum einen Atemzug später quollen Menschen mit Handys,
Aktenkoffern und Laptoptaschen daraus hervor.
Mit Reich der Tränen widmet
sich Janine Wilk einem sehr sensiblen Thema, welches nicht auf die leichte
Schulter genommen werden kann. Aber dieses hat sie mit Samthandschuhen
angefasst und wirklich eine sehr traurige aber auch sehr schöne Geschichte
geschrieben.
Die Geschichte besteht
eigentlich aus zwei Teilen, welche gut voneinander mit verschiedenen
Schriftfarben zu unterscheiden sind. Der eine Teil beschreibt Mias wirkliche
Welt, der andere ihr eigens geschaffenes Fantasiereich.
In ihrem realen Leben ist die
Beziehung zu ihren Eltern offenbar sehr schwierig und es werden immer wieder
Andeutungen gemacht, wie genau sich das äußert. Aber damit Mia diese
schwierigen Situationen meistern kann, flüchtet sie sich immer wieder in ihre
Fantasiewelt, Daidala. Hier fühlt sie
sich stark und geliebt, erfährt Unterstützung von ihren Freunden und vor allem
kann sie hier noch hoffen. In Daidala muss Mia unglaubliche Abenteuer bestehen
und ist selbst eine Heldin in dem von ihr erschaffenen Reich.
„Kasi meint, man muss besonders in solchen Momenten lachen, in denen
das Leben dunkel und hoffnungslos erscheint. Durch das Lachen holt man das
Glück nämlich wieder zurück.“ (S. 132)
In diesem Buch wir sehr
eindrucksvoll beschrieben, wie stark die Fantasie eines Kindes sein kann und
vor allem wie wichtig sie ist. In Mias Fall bewahrt sie ihre Seele davor
Schaden zu nehmen. Oft wissen Kinder nicht, wieso Erwachsene manche Dinge tun
oder auch nicht tun und diese Verwirrung, Angst und Ratlosigkeit Mias hat
Janine Wilk in ihrem Buch wirklich sehr eindrucksvoll beschrieben. Das Buch lässt
nachdenklich werden. Man hat sprichwörtlich einen Kloß im Hals, der bei mir –
und ich bin mir sicher, dass ich da nicht die Einzige bin - noch eine Weile
hängen bleiben wird.
„Ich gebe es ungern zu, aber sobald man das Böse in sein Herz gelassen
hat, wird man stärker und nicht kann einen noch verletzen.“ (Seite 155)
Janine Wilk beschreibt sehr
eindrucksvoll Mias Fantasiewelt. Hier gibt es fliegende Kometendrachen,
außergewöhnliche Pflanzen und interessante Phänomene, die wir mit Mia zusammen
entdeckt und bewundern können. Ihre Ideen sind wirklich sehr magisch und diese
hat sie allesamt sehr gut mit Wörtern aufs Papier gebracht, sodass die Bilder
in meinem Kopf geradezu vor meinen Augen tanzten. Dafür ein großes Lob! Mias
Fantasiewelt ist ihr wirklich außerordentlich gut gelungen.
Auch das jedes Kapitel mit
einem Zitat aus einem sehr bekannten Kinderbuch beginnt passt sehr schön in die
Geschichte hinein.
Leidglich das Ende des Buches
ist etwas unbefriedigend. Man wird weder mit einem Happyend noch mit einem
schlechten Ende aus der Geschichte entlassen. Vielleicht ist das ein Grund,
wieso ich mir sicher bin, dass ich sicher auch noch in zwei Wochen über dieses
Thema nachdenken werde. Hier hätte man vielleicht das abschließende Kapitel
noch etwas ausführlicher schreiben können. Denn weder die eine Geschichte noch
die andere findet ein wirkliches Ende. Man fühlt sich fast wie Mia etwas
ratlos.
Ich persönlich hätte beim
bloßen Lesen des Klappentextes nicht gedacht, dass es sich hierbei um ein so
sensibles Thema handelt. Ich denke auch, dass das Buch vielleicht nicht
unbedingt für Kinder ab 11 geeignet ist, da hier oft noch die notwendige Reife
und das Wissen um dieses Thema fehlt. Vielleicht kann es Kindern helfen, die
selbst mit solchen Probleme zu kämpfen haben, aber für jedes andere Kind ist
das wirklich keine Geschichte die Mut macht, zumindest nicht mit diesem Ende.
Dieses Buch ist zwar leicht
geschrieben und mit den Zeichnungen und allem für Kinder gemacht, aber das
Thema entspricht eher dem Anspruch eines Erwachsenen.
Dieses Buch geht einem sehr nahe und ist ganz anders als es auf den ersten Blick scheint. Die Geschichte erzählt mit sehr viel Vorsicht von einer verletzten Kinderseele, die sich nur in ihrer Fantasiewelt helfen kann. Insgesamt ist es wirklich schön erzählt, wird bei mir aber noch sehr lange nachwirken.
Ich gebe dem Buch insgesamt
sieben von zehn Cupcakes.
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