Titel: Verflucht
Originaltitel: The Near
Witch
Autor: Victoria
Schwab
Genre: YA Fantasy
Seiten: 320
Preis: 12,99€
Kaufen: Verflucht
Bewertung: ♥♥♥♥♥♥♥•••
Schau der Hexe nicht in die
Augen!
Das Moor, das gleich hinter
ihrem Haus anfängt, hat die 16- jährige Lexi schon immer als Bedrohung
empfunden. Ebenso die Geschichten von der Hexe, die dort seit Urzeiten leben
soll … Als ein fremder Junge im nächtlichen Nebel vor ihrem Fenster auftaucht,
ahnt Lexi, dass etwas Unheimliches geschehen wird. Und tatsächlich: Etliche
Kinder aus dem Dorf verschwinden spurlos. Ihre Eltern verdächtigen schon bald
den fremden Jungen, der wie ein Spuk mal hier, mal da erscheint. Doch Lexi
weiß, dass etwas anderes dahintersteckt – etwas, das aus dem Moor kommt …
Das Cover von Victoria Schwabs
Debütroman überzeugte mich sehr schnell davon, dass es sich lohnt den
Klappentext zu lesen und dieser wiederum überzeugte mich noch schneller, dass
es sich durchaus lohnen würde das Buch zu kaufen. Als Modebegeisterte bin ich
natürlich allein schon wegen dem Kleid von dem Cover hingerissen. In
Kombination mit den knallig orangefarbenen Haaren macht das Titelbild so
wirklich einiges her! Und die düstere Stimmung auf dem Bild gibt einen guten
Vorgeschmack auf die Geschichte selbst.
Es knackt kurz, zischt, schlägt Funken.
Victoria Schwab ist es mit „Verflucht“ gelungen einen Roman zu
schreiben, dessen düstere Atmosphäre sich gekonnt durch das ganze Buch gewebt
hat und ihm ein wahnsinnig schaurigen Unterton verleiht, der zeitweise etwas
Gänsehaut verursacht hat.
Ich muss ehrlich sagen, dass
ich zu Beginn des Buches etwas durcheinander war, auf Grund der fehlenden
Zeitangabe. Auf Grund des Settings war mein erster Gedanke, dass es sich
wahrscheinlich eher um eine Geschichte die, typisch für Hexengeschichten, eher
mittelalterlich angehaucht ist. Doch nachdem man die ersten Charaktere kennen
gelernt hat, die so gar nicht typisch mittelalterlich wirken – abgesehen von
dem typisch altmodischem Frauenbild - war ich verwirrt, in welcher Zeit das
Buch nun genau spielen soll. Bis zum Ende blieb diese Verwirrung bei mir
vorhanden, dennoch hat es der Geschichte an sich nicht geschadet, weil ich an
sich von dem Setting und von den Menschen ein klares Bild gezeichnet bekam. Nur
die genaue Zeitangabe blieb mir schleierhaft.
Der gesamte Roman selbst ist
zwar spannend geschrieben, allerdings nicht diese Spannung, wo man sich am
liebsten auf den Fingernägeln herumkauen möchte und bei jedem noch so kleinen
Geräusch zusammenzuckt. Viel mehr entsteht die Spannung hier durch die durch
und durch düstere Atmosphäre, die Victoria Schwab wirklich ausgezeichnet
herübergebracht hat. Ihre bildhaften Beschreibungen hauchen dem Moor rund um
das kleine Dorf Near wahres Leben – und auch einen wahren Schrecken ein. Man
konnte sich die kleine Hütte der Schwestern, den Dorfplatz, oder die einzelnen
Gebäude im Dorf sehr gut ausmalen. Ihre bildhaften Umschreibungen waren für
mich das, was diese dezent eingewebte Düsternis von Anfang bis Ende getragen haben.
Ein wenig irritiert war ich
allerdings auch dieses Mal davon, dass die Autorin sowohl in der
Ich-Perspektive, als auch im Präsens geschrieben hat. Für mich ist das um
ehrlich zu sein immer noch etwas komisch und ungewohnt, obwohl es nicht
unbedingt selten vorkommt. Aber wer sich daran ebenso wie ich ein wenig gestört
fühlt, der sollte dies vielleicht beachten. Um ehrlich zu sein, kann ich nicht
einmal genau sagen, wieso es mich so stört. Eigentlich sollte man sich gerade
bei dieser Form besonders ins Geschehen hineinversetzten können, aber irgendwie
hat es bei mir leider immer genau den umgekehrten Effekt. Vielleicht liegt es
daran, dass ich mich dadurch immer ein wenig „gezwungen“ sehe, mich in die
Person hineinzuversetzen, ob ich nun will, oder nicht…? Ich habe leider keine
Ahnung, aber auf jeden Fall ist das nicht mein Ding. Aber unumstritten ist das natürlich
auch reine Geschmackssache.
Aber zurück zur Geschichte: Es
wird sehr viel mit wörtlicher Rede und dem Erzählen von weiteren Geschichten
gearbeitet. Rund um Near gibt es etliche Legenden, die dem Leser teilweise
vorgetragen werden und dem ganzen Dorf eine noch düstere Stimmung verleihen. Dadurch
entsteht ein sehr rundes Gesamtbild von dem Near, was die ganze Geschichte sehr
glaubhaft macht. Es fühlt sich beinahe so an, als würde Near wirklich irgendwo
existieren, nur weiß leider kein Mensch davon.
Auch die Charaktere wurden von
Victoria Schwab sehr lebendig ausgearbeitet. Lexi, die Protagonistin hat -
abgesehen von ihrem Namen, der für mich so absolut gar nicht in die Geschichte
passt, weil er für mich ziemlich modern klingt - bei mir im Verlauf der
Geschichte sehr viele Sympathiepunkte gesammelt. Zwar wächst sie in einem Dorf
auf, dessen Frauenbild sehr rückschrittlich ist, dennoch legt sie ein Verhalten
an den Tag, was wiederrum sehr modern ist (und sogar zu ihrem Namen passt). Sie
hat von ihrem Vater das Fährtenlesen beigebracht bekommen, kann Holzhacken und
liebt alles andere mehr, als ihrer Mutter beim Brotbacken zur Hand zu gehen.
Sie setzt sich gegen die Männer der Geschichte zur Wehr und versucht das Rätsel
auf eigene Faust zu lösen, ungeachtet dessen, was man von ihr halten wird.
Cole hingegen ist der
mysteriöse Fremde, der das Dorf besucht. Er ist sehr distanziert, zurückhaltend,
und es dauert sehr lange, bis er sich Lexi schließlich anvertraut. Doch selbst
dann wirkt er noch immer in sich gekehrt und verunsichert. Man lernt ihn nur
sehr langsam kennen, und erfährt auch erst sehr spät, welches Geheimnis ihn
umgibt.
Er und Lexi begeben sich
gemeinsam auf die Suche nach der Spur der vermissten Kinder und kommen sich
dabei etwas näher. Allerdings ging mir die Beziehung, trotz der besonderen
Umstände, zwischen den Beiden etwas zu schnell. Man hatte wirklich das Gefühl,
dass dieser Punkt jetzt schnell geklärt werden müsste, egal ob der Leser das
jetzt versteht oder ob nicht. Allerdings rückt diese Liebesgeschichte nicht
allzu sehr in den Vordergrund und wirkt dadurch nicht so präsent, dass dieser
Umstand ihrer schnellen Gefühlsentwicklung die Geschichte massiv stören könnte.
Doch so gut die ganze Umgebung
und die ganze Geschichte ausgearbeitet war, fehlte es mir bei dem Ende dann
doch irgendwie leider etwas an der nötigen Würze. Die ganze Zeit über habe ich
darauf gewartet, dass es gleich richtig krachen würde. Und immer mal wieder hatte
ich das Gefühl, dass der Moment JETZT endlich gekommen ist, doch dann war er es
doch nicht und der eigentliche große Showdown ging mir dann irgendwie viel zu
schnell vorbei. Es lässt sich merkwürdig beschreiben, was genau ich meine, ohne
zu spoilern. Auf jeden Fall erschien mir die Auflösung von allem zwar nicht
unglaubhaft oder irgendwie verwirrend, dafür aber erschien mir der Moment, in
dem alles endlich vollständig gelöst wurde, viel zu schnell vorbei zu gehen.
Das fand ich wirklich sehr schade.
Victoria Schwabs Debütroman
ist düster und wird durch seine bildhaften Umschreibungen sehr lebendig. Nachdem die Geschichte einmal ins Rollen kam,
flogen die Seiten nur so dahin und jede Neue Seite fesselte mich genauso wie
die Letzte. Die düstere Ausarbeitung der Umgebung und die sympathischen
Charakteren haben mich sehr schnell über die kleineren Mankos der Geschichte
hinwegsehen lassen. Lediglich das Ende ließ mich etwas unbefriedigt, weshalb
das Buch insgesamt von mir „nur“ sieben von zehn Cupcakes bekommt.
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