Titel: Weltenträumer
Originaltitel: Chistovik (The Final Draft)
Autor: Sergej Lukianenko
Genre: Fantasy/Science-Fiction
Kaufen: Weltenträumer
Die faszinierende Fortsetzung von Weltengänger: Merkwürdige Dinge geschehen in Moskau. Als Kirill Maximov eines Abends nach Hause kommt, behauptet eine ihm völlig unbekannte Frau, sie wohne hier schon seit Jahren. Damit nicht genug: Auch an seinem Arbeitsplatz ist Kirill niemandem bekannt, und sogar seine Freunde und Verwandten haben vergessen, dass er je existiert hat.
Völlig verwirrt, wird Kirill durch einen anonymen Anruf schließlich zu einem verlassenen Wasserturm geleitet – wo ihm eine atemberaubende Enthüllung gemacht wird: Man hat ihn aus seiner Existenz gerissen, um ihn zu einem sogenannten »Funktional« zu machen. Als solcher hat er die Aufgabe, die Grenze zwischen etlichen parallelen Welten zu überwachen. Doch wer hat diese Parallelwelten geschaffen? Und wozu?
Tja…da ich bei diesem Buch
lediglich das Ebook gelesen habe, kann ich zur Buchgestaltung recht wenig
sagen. Auf meinem Tablett sah es jedenfalls aus wie ein ganz gewöhnliches Buch.
;)
Allerdings kann ich mich daran
erinnern, dass ich beim Durchblättern im Buchladen zu Beginn jedes Kapitels
eine abstrakte Konstellation aus Dreiecken und Strichen gesehen habe (wie sie
auch auf dem Cover zu finden sind), die mich im entfernt irgendwie immer an
eine Art Kristalle (vielleicht ist es auch einfach nur Gekritzel?) erinnert
haben und das Buch dadurch ein wenig auflockern. Ich mag solche Elemente, die
zur Stimmung im Buch beitragen eigentlich ganz gern. In dem Falle hat es im
Zusammenhang mit der Story auf jeden Fall etwas Futuristisches an sich die
Kristalle – oder auch das Gekritzel – zum jeweiligen Titelbeginn zu sehen.
Das Cover zeigt ein imposantes
Gebäude, welches durch den überdimensional vergrößerten Himmelskörper im
Hintergrund gleich auf eine etwas skurrile Welt hinweist. Im Vordergrund
fliegen ein paar Raben (?), deren Zusammenhang mit der Geschichte mit allerdings
etwas unklar ist. Ganz hübsch ist der silberne Schriftzug, welcher auf der
Unterseite des Buches prangt.
Zu meinen Lieblingscovern
gehört dieses Cover um ehrlich zu sein nicht, was auch der Grund ist, wieso es
nur als E-Book in mein Repertoire gewandert ist. Allerdings kann ich nicht bestreiten,
dass das Cover durchaus zur Geschichte passt.
Bahnhöfe sind Orte der
Transformation.
Zu Beginn sollte ich unbedingt
erwähnen, dass ich vor gut einem Jahr den ersten Band der Reihe, Weltengänger,
gelesen habe und mich dieses Buch – ich kann es nicht anders ausdrücken – sowas
von derb weggeflasht hat, dass ich daraufhin regelrecht fanatisch begonnen habe
wieder mehr Bücher zu lesen. Bisher hatte ich das nur nebenbei gelegentlich
getan, aber dieses Buch hat mich so eindrucksvoll davon überzeugt, dass es so
viele gute Geschichten in der Welt gibt, die verschlungen werden MÜSSEN. Also
ja, Weltengänger war für mich wirklich ein sagenhaftes Buch, dank dem ich ein
altes Hobby habe wieder aktiv habe aufleben lassen.
Aber genug davon und mehr vom
Teil zwei der Reihe!
Nachdem ich nun von Teil eins
so überzeugt war, bin ich offen gesagt von Weltenträumer etwas enttäuscht
worden. Die Geschichte ist nach wie vor unglaublich komplex und Lukianenko weiß
wie man jemandem der zwar Eltern hat, die in der DDR aufgewachsen sind, der
allerdings sonst keinen blassen Dunst von russischer Kultur hat, eben diese zwischen
seiner Weltenkonstruktion nahe bringen kann. Schreiben kann er, daran besteht
kein Zweifel! Und es ist immer wieder sehr unterhaltsam die gedanklichen
Seitensprünge der Figur zu verfolgen. Das Buch war wie auch Teil eins sehr
kurzweilig und flüssig zu lesen.
Wo Weltenträumer jedoch eher
auf den Entwurf der verschiedenen Welten baut, entwickelt Weltenträumer sich
sehr schnell eher zu einem Abenteuerroman. Es knüpft beinahe nahtlos an den
ersten Teil an. Kirill ist nun auf der Flucht vor den Männern aus Arkan und hat
teilweise seine Fähigkeiten als Funktional eingebüßt. Man begleitet den
Protagonisten dabei, wie er sich auf die Suche nach der Heimat der Funktionale
begibt und dabei gerät er in mehrere vertrackte Situationen, die oft nur durch
Gewalt, Flucht oder halsbrecherische Aktionen zu bestehen sind. Hierbei
begegnet er erneut verschiedenen Charakteren, die teilweise utopisch gespinnt,
teilweise sehr realistisch dargestellt sind, manchmal gar ein wenig satirehaft.
Nach wie vor sind die von
Lukianenko entworfenen Welten faszinierend und einfach atemberaubend
detailreich beschrieben. So beschließt Kirill sich unter anderem in eine Welt
zu begeben, die bisher von keinem bekannten Menschen erforscht wurde. Der Autor
bedient sich immer wieder der Phantasie des Lesers. Rein fantasietechnisch und bildlich
ist das Buch nach wie vor mehr als ansprechend und mitreißend.
Lukianenko spielt auch hierbei
erneut mit philosophischen Gedanken und einer Vielzahl von Theorien, die er in
seine Welten einfließen lässt. Er beschäftigt sich mit Dingen wie, was
geschehen wäre, wenn ein bestimmter Schriftsteller ein bestimmtes Buch nicht veröffentlich
hätte, wie hätte sich die Welt entwickelt, wenn Hitler Vegetarier wäre, oder
weiteren Gedanken, die man am Rande aufgreifen kann. Das Gedankenkonstrukt um
die Welten herum ist mehr als interessant und hier zeichnet sich für mich auch
sehr die Einzigartigkeit des Buches aus. Lukianenko spielt gekonnt mit
verschiedenen Weltenentwürfen, die durchdacht und sehr originell sind.
Allerdings gestaltete sich für
mich die Geschichte, die nun ihren Fortgang findet, etwas komplizierter. So
sind mir die Beweggründe des Protagonisten teilweise etwas schleierhaft
geblieben. Kirill hatte für mich des Öfteren eine Art kleinen Rambo-Komplex,
der nicht selten unrealistisch und übertrieben dargestellt wurde. So wird er
hier immer mehr zum Übermenschen, was zwar für seine Fähigkeiten als Funktional
spricht, aber etwas die Spannung nimmt, da es irgendwie klar ist, dass er sich
mit seinen überdimensionierten Fähigkeiten einen Weg sucht, egal wie viel Blut
dabei vergossen wird. Und auch in anderen Bereichen trifft man hier sehr oft,
beinahe schon fast störend, auf die Unfehlbarkeit des Protagonisten. Keine Frau
ist sicher vor ihm, jede will sich ihm hingeben. Es scheint, als wäre Kirill
mit seinen Funktionalsfähigkeiten zum perfekten Menschen mutiert, der einfach
alles kann und alles schafft.
Gegen Ende hin wirkt die
Geschichte einfach nur etwas wirr, zwar erhält man hier und da noch Häppchen,
um nicht mit einem gigantischen Fragezeichen im Gesicht dazustehen, aber
vollends ausgefeilt wirkt der Ausgang der Geschichte nicht. Die gesamte
Auflösung der Geschichte, wo man eigentlich darauf gewartet hat endlich Antworten
auf seine Fragen zu finden, ist im Endeffekt umso ernüchternder. Zwar fühlt
sich das Ende nach einem endgültigen Ende an, aber man wünscht sich beinahe,
dass es noch einen dritten Teil der Reihe geben wird, weil man so regelrecht
unbefriedigt mit der Geschichte einfach nicht abschließen kann. Da das Buch nun
jedoch schon an die 5 Jahre alt ist, bezweifle ich, dass es noch eine
Fortsetzung geben wird, was mich noch enttäuschter macht. (Falls jemand
Hinweise auf anderes hat, freue ich mich sehr über Nachrichten! =) )
Trotz allem war das Buch
dennoch spannend, diesmal leider aber ohne den gewünschten Tiefgang. Da konnten
auch nicht die oft philosophischen Einleitungen des Autors zu Kapitelbeginn
nicht helfen. Der Roman ist zwar durchsetzt von Selbstironie, doch das
gelegentliche Schmunzeln wie beim Vorgänger blieb hier bei mir leider aus. Es
wirkt fast, als hätte Lukianenko sein Pulver bereits in Teil eins fast
vollkommen verschossen, was wirklich sehr schade ist.
Das Buch bildet zwar ein Art
Abschluss der Reihe, aber keinen, der durchweg befriedigt. Lukianenko ist nach
wie vor sprachlich sehr gewandt und weiß zu unterhalten, besonders seine
Weltenentwürfe sind mehr als fantastisch. Zusammen sind die Bücher durchaus
lesenswert, wer bereits am ersten Teil Gefallen gefunden hat, sollte auf die
Fortsetzung keinesfalls verzichten, jedoch seine Erwartungen in Sachen Tiefgang
herunterschrauben.
Von mir gibt es dafür fünf von
zehn Cupcakes.
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