Titel: Der 13. Gast
Originaltitel: Ghost of a Chance
Autor: Rhiannon Lassiter
Genre: YA Fantasy
Kaufen: Der 13. Gast
Ein Mädchen auf der Suche nach
ihrem eigenen Mörder.
Als Eva Chance an der großen
Festtafel zu ihrem Geburtstag Platz nehmen will, merkt sie, dass für sie kein
Gedeck aufgetragen wurde. Niemand vermisst sie, die Feier findet ohne sie
statt. Denn sie ist tot. Sie hat es in ihrer Einsamkeit nur noch gar nicht
bemerkt.
So beginnt der neue
Mystery-Roman von Rhiannon Lassiter. Die junge Autorin beherrscht es grandios,
ihren Lesern eine Gänsehaut über den Rücken zu jagen. Kann Eva ihren eigenen
Mord aufdecken oder gar verhindern?
Das Geräusch war ein schwaches, klagendes Weinen, überdeckt vom morgendlichen Vogelkonzert.
Rhiannon Lassiter hat mit „Der 13. Gast“ eine kurzweilige Mischung aus Fantasy und Krimi geschaffen, die den Leser in Atem hält.
Die Geschichte beginnt mit
einem Prolog, in dem man mit den Umständen von Evas Geburt vertraut gemacht
wird. Gleich zu Beginn wird dem Leser hier vermittelt, dass in dieser
Geschichte etwas Gruseliges und Unheimliches geschehen wird. Man begleitet eine
Gruppe von Menschen, die auf der Suche nach einer Frau sind, aber stattdessen
ein kleines Baby in einem Weidenkörbchen vorfinden – Evangeline Chance, oder
kurz Eva genannt.
Sechzehn Jahre später erwacht
Eva an ihrem Geburtstag - und gleichzeitig dem Todestag ihrer Mutter - in ihrem
Bett in einem sanierungsbedürftigen Herrenhaus. Der gesamte Tag verläuft
anders, als ihre bisherigen, zu Beginn bemerkt Eva noch nicht sehr viel davon,
doch als sie gemeinsam mit ihren Verwandten zum Geburtstagsessen gerufen wird
und niemand sie zu bemerken scheint, beginnt sie sich zu wundern und sich zu fragen,
was genau vor sich geht und noch bevor sie es sich versieht, ist sie verwickelt
in die Spukgeschichten des Herrenhauses, die realer sind, als sie es sich
bisher erträumt hatte.
Gleich zu Beginn entwickelt
man tiefes Mitleid mit Eva. Man erfährt recht schnell recht viel über die
Hintergründe ihrer Familiengeschichte und kann gar nicht anders, als sie als
das kleine verlorene Mädchen, dass ohne Freunde und ohne offensichtliche Bezug
zum modernen Leben außerhalb des Herrenhauses aufgewachsen ist, ins Herz zu schließen.
Zu Beginn ist Eva still, schüchtern und sehr in sich gekehrt. Anfangs wundert
sie sich nicht einmal darüber, dass ihre Verwandten sie überhören, wenn sie
spricht, da sie dies bereits gewohnt ist. Doch im Laufe der Geschichte springt
Eva über ihren Schatten, um das zu retten, was ihr lieb und teuer ist. Die
Protagonistin entwickelt sich merklich von Kapitel zu Kapitel weiter und
genauso ist mit jeder gelesenen Seite meine Sympathie für sie gewachsen. Man
kann gar nicht anders, als dieses kleine verrückte Mädchen im roten Samtkleid
und in grünen Gummistiefeln zu mögen!
Das wichtigste Element dieser
Geschichte sind natürlich die Geister, die in dem alten Herrenhaus umherspuken
und mit denen Eva sich von nun an herumschlagen muss. Durch sie registriert Eva
nach und nach, was mit ihr geschehen ist und langsam gewöhnt sie sich an die
Umstände ihres neuen Daseins. Die Autorin erschafft eine Welt mit viele
Unterschiedlichen Typen von Geistern. Einige von ihnen haben noch immer ihre
Persönlichkeit aus ihrem Leben erhalten, andere hingegen sind nur noch Schatten
ihrer selbst.
Den lebendigen Figuren werden
Typen zugeordnet, die sehr viel über deren jeweilige Charaktere aussagen,
sodass man nicht viele Details erfahren muss, um sich von ihnen ein genaueres
Bild zu machen. Genau diese feinen Ausarbeitungen geben der Geschichte eine vollkommene
Lebendigkeit, die perfekt in das geschaffene Ambiente passt.
Die etwas unerwartete Mischung
aus Fantasy und einem Kriminalroman hat mir erstaunlich gut gefallen. Man
begleitet sowohl Eva, als auch zwei weitere Figuren, von denen man es nicht
erwartet hätte, bei der Auflösung ihres eigenen Mordes und erfährt nach und
nach, wie sich das ganze Puzzle um die Familie Chance zusammen gesetzt hat. Mit
beinahe jedem Kapitel erfährt man mehr Details aus Evas Leben, oder über die
Familie und man lechzt förmlich nach mehr Information, um sich ein großes Bild
vom Ganzen erstellen zu können. Die Geschichte um Evas Mörder ist sehr dich
gewebt und gibt der ganzen Geschichte trotz des Geisteraspektes etwas sehr
reales, ganz als ob so etwas gleich im nächsten Herrenhaus um die Ecke
geschehen könnte. Rhiannon Lassiter schafft es durch detailgenaue
Beschreibungen eine Atmosphäre zu schaffen, die trotz ihrer Realität
gleichzeitig düster und schaurig wirkt. Man spürt förmlich die stickige Luft um
sich herum, von der im Buch des Öfteren gesprochen wird. Während der ganzen
Geschichte wird man immer wieder mit unerwarteten schaurigen Aspekten
konfrontiert, die teilweise schockieren, teilweise nur ein leichtes
unangenehmes Kribbeln verursachen.
Ich muss ehrlich gestehen,
dass ich mich schon mehr gegruselt habe bei einem Buch, aber ich denke, dass
der Leser sich vor Angst unter der Decke verkriechen soll, war hier auch nicht
Hauptziel der Geschichte, sondern vielmehr die Geschichte in ein hübsch
düsteres Ambiente zu verpacken, was Rhiannon Lassiter unglaublich gut gelungen
ist. Die beunruhigende Atmosphäre wird von Beginn bis Ende des Buches aufrechterhalten
und schwindet auf keiner einzigen Seite vollständig dahin.
Mein einziger Kritikpunkt ist
das Ende, welches beinahe etwas zu perfekt scheint, aber da es sich hierbei um
ein Jugendbuch handelt, gibt es dafür nur wenig Abzug für die Gesamtwertung.
Die Geschichte um Eva ist eine sehr gelungene Mischung aus Fantasy und Krimi, die trotz ihrer übernatürlichen Elemente vollkommen real scheint. Eva selbst ist eine wunderbar skurrile Heldin, die man ins Herz schließen muss und der man es einfach nur wünscht, dass sie es schafft ihren Mord aufzuklären. Alles in allem hat Rhiannon Lassiter ein wirklich unverwechselbares Werk geschaffen, dass sehr kurzweilig ist und dank der vielen eng miteinander verwebten Elemente eine wunderbare Atmosphäre schafft, die den Leser nicht so schnell los lässt. Der fantastische Aspekt der Geister wird so feinfühlig und konstant eingewebt, dass man beinahe das Gefühl hat, als müsste es so sein und als ob das vollkommen natürlich wäre.
Von mir gibt es dafür neun von
zehn Cupcakes.
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